Der Glanz, der gelben Münzen

milica krickovic

von milica krickovic

Story
Wien 2023

Ich war klein. Ich war vier Jahre alt. Ich sprang von einem Fuß, auf den anderen, in Pfützen herum. Der Regen hörte gerade auf, als die Sonne zu scheinen begann und sich im Wasser spiegelte. Meine Mutter hielt meine Hand ganz fest, als ich von einer Wasserlacke zur anderen sprang. Ich mochte das Gefühl, als ich fest ins Wasser trat und es dann überall hin spritzte und es auch somit meine Stiefelchen überflutete. Mama sah mich streng an und versuchte die Wasserlacken zu umgehen, doch dann wurde ihr Blick immer zärter und es formte sich ein Lächeln in ihrem Gesicht. Mit einem Lächeln sprang ich noch fester in Lacken, sodass meine Hose auch etwas nass wurde. Und das ganze ging so bis zum Zebrastreifen, da musste ich aufpassen. Und als ich zuhörte, dass man nur bei grünem Licht gehen darf, richtete sich mein Blick auf glänzende Gegenstände, welche ich vom weiten nicht erkennen konnte. Ich bin fast über den Zebrastreifen gerannt und zog stark an der Hand meiner Mutter. Denn es saß eine Dame am Gehsteig, welche ihre Hand ausstreckte. Auf ihrer Handfläche befanden sich gelbe Münzen, welche von der Sonne beleuchtet wurden und dadurch einen bezaubernden Glanz erhielten. Ich stand wie versteinert vor ihr und war von dem ungewöhnlichen Schein begeistert. Ich wollte so sehr, dass sie mir meine Mutter kauft, doch sie versuchte mit mir weiterzugehen. Doch ich ließ ihre Hand los und bewunderte weiterhin die Münzen. Ich dachte, sie würden aus Gold bestehen und das sie sehr teuer gewesen sind, weil meine Mutter sie mir nicht kaufen wollte. Im Blickwinkel sah ich wie meine Mutter Geld aus ihrem Portmonee nahm und es auf den Boden absetzte und mich dann mitnahm. Mein Blick wechselte zwischen ihr und den unfassbar verlockenden Münzen, ich war verwundert, weil sie meine Mutter bezahlt hatte, aber nicht nahm. Über die ärmeren Leute, die um Geld bettelten, hörte ich zum ersten Mal, weswegen mich alle Erklärungen immer mehr und mehr verwirrten. Ich erinnerte mich nur noch an den Glanz der gelben Münzen. Nach einigen Jahren oder auch vor ein paar Tagen, als ich von der Stadt Heim ging, raste ich an demselben Ort vorbei. Der Wind ließ die Blätter in der Luft tanzen und die Äste schwingen. Es braute sich ein Gewitter zusammen. Damit ich einer Staubwolke entweiche, drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah am Gehsteig eine Frau mit einem Kind in ihren Armen. Nur dieses Mal verloren sich meine Augen nicht bei dem Anblick auf die Münzen, sondern in ihren Augen. Ihre Augen waren dunkel, so kalt und hoffnungslos. Ein kalter Schauer glitt auf meinem ganzen Körper entlang, doch ich beeilte mich. Ich rannte schnell ins Gebäude und der Wind blies die großen Regentropfen gegen die Eingangstür. Später als ich mit meiner Schwester im Zimmer spielte, welche ihre Würfel zusammenbaute und dann wieder zerlegte, schleuderte der Wind die Jalousien gegen das Fenster. Ich ging näher an das Fenster ran und sah zur Richtung, in der sich die Stadt befand. Das Gewitter wurde schlimmer. Ich dachte an die Frau und ihr Kind, wo sie gerade waren. Gibt es jemanden, der sich um solche Leute sorgt? Ein Schrei von meiner kleinen Schwester riss mich aus meinen Gedanken, weil ein Würfel stecken blieb. Schnell ging ich zu ihr hin und half ihr. Auf ihrem rötlichen und rundem Gesicht bildete sich ein Lächeln. Ich stellte es mir auf den Gesichtern der Frau und ihrem Kind vor …


© milica krickovic 2023-08-02

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll