von Marlene Wohlmuth
Bereits im Jahr 2017 hatte ich mich auf den Weg gemacht. Damals war mir noch nicht klar, auf welche Reise ich mich begeben wĂŒrde bzw. was mein Ziel sein wird. Nun bin ich vier Jahre Ă€lter, unzĂ€hlige Erfahrungen reicher und weiĂ genau, was ich will: ZurĂŒck zu mir!
Als ich mein Studium im Jahr 2017 beendet hatte, wusste ich, dass ein Umbruch bevorstehen wĂŒrde. FĂŒr mich war es eine Chance, neu anzufangen und meinen eigentlichen TrĂ€umen nachzugehen. Das Spannungsfeld zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen an eine junge Dame und meinen persönlichen ZukunftsplĂ€nen wurde immer deutlicher. Anders als mein Umfeld es von mir erwartete, sah ich keine Zukunft in einem Haus am Land mit einem 0815 Job und einer baldigen Familie. Mein Traum war es herauszufinden, was in mir steckte, welche Perspektiven ich hatte und wozu ich alles im Stande war.
Anfangs versuchte ich es noch allen recht zu machen und einen gemeinsamen Weg zu finden. Doch mit der Zeit spĂŒrte ich, dass ich mich entweder komplett anpassen oder meine Zukunft selbst in die Hand nehmen musste. Ich entschied mich fĂŒr letzteres. LieĂ meine Vergangenheit hinter mir, zog aus dem Haus aus und wohnte in der Ăbergangszeit in meinem alten Jugendzimmer.
Nach so langer Zeit fĂŒhlte es sich etwas beklemmend an, wieder hier zu sitzen. Ich schaute mich um und sah meine alten Möbel. Sie standen noch immer gleich da wie vor zwei Jahren. Damals hatte ich Herzklopfen, als ich mein Zimmer verlieĂ, um zu meinem damaligen Freund zu fahren. Nun saĂ ich da und dachte mir âWelcome Backâ.
Nein! So tragisch war es doch auch wieder nicht. Ich nahm mein Smartphone in die Hand und suchte nach Thomas David. Das Lied âSit on topâ hatte ich vor einigen Monaten gespielt, als ich noch voller GefĂŒhle war und mir dachte, ich hatte alles, was ich wollte. Jetzt wĂ€hlte ich den Song âAbleâ. Meine ganze Zukunft lag noch vor mir. Ich wĂŒrde bald in meine erste eigene Wohnung ziehen, ein neues Leben in meiner Traumstadt aufbauen und dann vielleicht auch meine groĂe Liebe finden.
WĂ€hrend ich so dahin sang, verspĂŒrte ich neue Lebensfreude aufsteigen. Alles bekam wieder einen Sinn. Nun konnte ich das machen was ICH wollte. Die SĂ€tze, das geht so nicht oder nein, das ist nicht möglich hatten keine Bedeutung mehr fĂŒr mich. Es war ein schönes GefĂŒhl, einfach ich selbst zu sein.
Als der Song zu Ende war blickte ich aus meinem Fenster in die Ferne. Alles war so vertraut und beruhigend. Obwohl ich mich auf meine neue Zukunft freute, hatte ich auch etwas Angst davor. Ich hatte doch alles, was ich wollte! âAber glĂŒcklich warst du trotzdem nicht!â erinnerte mich mein Herz. Ja, das stimmte und deshalb musste ich nun da durch. Wie mein Bruder so schön sagte âwenn du nach oben willst, musst du erst ganz hinunter, damit du anschlieĂend hoch hinaus kannst.“
Ich lieĂ meinen Blick nochmals schweifen, sah meine alten Lernunterlagen und schmunzelte still in mich hinein. Nun freute ich mich doch auf mein neues Leben in Graz.
© Marlene Wohlmuth 2022-05-29