Der Hellseher

Harald Klingler

von Harald Klingler

Story

All meine Habe bestand aus einer großen Fuchsmütze mit langen Ohrenklappen und einem Pferd. Aber meine älteren Brüder hingegen hatten viel mehr, weil sie reich waren. Einmal ritt ich zu ihnen und bat sie, über den Herbst auf mein Pferd aufzupassen, da ich als Knecht arbeiten wollte. Im Frühling kam dann ein Mann zu mir und er erzählte mir, dass meine Brüder mein Pferd zu Tode ritten. Aber er sagte, wenn sie mich fragen, woher ich es erfahren hatte, sollte ich sagen, dass ich ein Hellseher sei.

Also ging ich zu meinen Brüdern und konfrontierte sie. Ich erzählte ihnen, ich kann hellsehen, so wie es der Mann mir gesagt hatte. Das Volk sammelte sich um uns herum. Sie drohten meinen Brüdern, mir zehn ihrer besten Pferde zu geben, weil sie mein Pferd quälten.

In den nächsten Tagen verkündete der Khan dem Land, dass einer seiner Goldbarren gestohlen worden war und wer ihn finde, bekomme einen Preis. Da gingen meine Brüder zu dem Khan und erzählten ihm, ich sei ein Hellseher. Somit befahl er, mich zu holen und sagte mir, wenn ich das Gold nicht finde, würde er mich an ein wildes Pferd binden und mich in die Steppe jagen. So bat ich ihn, eine Jurte für mich in der Steppe aufzustellen. Um Mitternacht schlich ich mich davon, um abzuhauen, doch dann kam ein Dieb vorbei. Ich warf mich auf den Dieb und sagte, dass ich ihn frei ließe, wenn er mir zeige, wo der Goldbarren sei. Am nächsten Morgen führte ich den Khan zu dem versteckten Goldbarren und als er sah, dass ich recht hatte, gab er mir meine Belohnung.

Eines Tages stahl der gleiche Dieb das Lieblingspferd des Khans. Der Kahn holte mich zum Palast. Er erklärte, wenn ich sein Pferd finde, bekomme ich wieder eine Belohnung. Aber wenn nicht, dann würde er mich hinrichten. Ich bat ihn wieder, mir eine Jurte in der Steppe aufzustellen. In der Nacht schlich ich wieder davon, aber diesmal zu einer Schlucht und legte mich unter einen Baum und schlief ein. Es kam heraus, dass der Dieb in der gleichen Schlucht mit dem Pferd war. Er band das Pferd an einen Baum und er selbst schlief ein, ohne mich zu bemerken. Ich wachte auf, weil der Dieb so laut schnarchte und da sah ich das Pferd des Khans, band es los und machte mich auf den Weg zum Khan. Am Morgen hörte der Khan dann Pferdegetrappel und er gab mir meinen Lohn. Aber er lud mich auch zu einer Schale Kumys ein.

Auf einmal sprang ein riesiger Grashüpfer in die Schale des Khans. Er wollte ihn fangen, doch der Grashüpfer hüpfte weg. Beim zweiten Mal sprang der Grashüpfer wieder weg, als der Khan ihn zerquetschen wollte. Aber als der Grashüpfer wieder hersprang, konnte der Khan ihn fangen und versteckte ihn in seiner Faust, was ich aber nicht sehen konnte. Da sagte er, er wolle mich das letzte Mal auf die Probe stellen und fragte mich, was er in der Hand halte. Ich war in der Falle und so sagte ich ihm: ,,Einmal entkommen, zweimal entkommen, das dritte Mal den Tod gefunden.” Der Khan sagte mir, ich hätte richtig geraten und er zerdrückte den lästigen Grashüpfer. Puh, Glück gehabt!

Sara B., 13 Jahre

© Harald Klingler 2023-02-12

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