von Walter Weinberg
Sabine und Walti waren nachmittags bei den Hagers zu Gast. Im Radio kam die Meldung, dass heute der Planet Mars besonders nahe an der Erde vorbeizieht. Walti war sehr aufgeregt und wollte den Planeten unbedingt sehen. Hager Bertl zog während seiner Arbeit ständig an der Pfeife. Walti beobachtete ihn dabei, was Bertl bemerkte: „Willst Du auch einmal an der Pfeife ziehen?“ Walti freute sich, dass er die Pfeife probieren durfte. Bertl hielt ihm die Pfeife ins Gesicht und Walti machte einen Zug. Da er den Rauch nicht inhalierte und zu wenig anzog, passierte nichts. Bertl blickte Walti tief in die Augen und meinte: „Wenn Kinder an der Pfeife ziehen, dann müssen sie ganz dringend scheißen!“ „Wirklich?“, fragte Walti ungläubig. „Ja ganz sicher! Du wirst jetzt eine Stunde lang auf dem Klo sitzen müssen, sonst scheißt Du Dir in die Hose!“
Walti lief so schnell er konnte den Berg hinab zum Doppler Hof und setzte sich zu Hause sofort auf die Toilette. Er wartete verängstigt bis der Durchfall losgeht und bereute, von der Pfeife probiert zu haben. Es passierte aber gar nichts. Walti traute sich die Toilette trotzdem nicht zu verlassen, aus Angst in die Hose zu machen. Er presste, aber es kam nichts. Walti blieb noch länger vergeblich auf der Toilette sitzen, bis er endlich begriff, dass Hager Bertl einen blöden Scherz mit ihm gemacht hatte. Schnell rannte Walti aus dem Haus, weil er Angst hatte, auf der Toilette den vorbeiziehenden Mars verpasst zu haben! Er suchte den ganzen Himmel nach dem Planeten ab. Es war bewölkt und nicht mal die Sonne war zu sehen. Plötzlich entdeckte Walti den Planeten. Er bildete sich felsenfest ein, den Mars gefunden zu haben und freute sich! Es dürfte aber nur die Sonne gewesen sein, die ganz schwach durch die Wolken leuchtete. Zumindest sah sie aus, als wäre sie ein Planet, weil sie nicht hell strahlte. Für Walti war der Tag gerettet, denn er hatte den Mars gesehen!
Der Krämer in Pollham hatte zusätzlich auch am Sonntag geöffnet. Die Krämerin verließ deshalb den Gottesdienst schon vor dem Segen, um ihr Geschäft auf den Ansturm vorzubereiten, denn fast jeder kaufte am Sonntag beim Krämer ein. Der Herr Krämer war eigentlich der Bürgermeister von Pollham und bediente die Kunden an der Fleischtheke. Leider verpackte er die Wurst mit Zeitungspapier, sodass sich auf der obersten Wurstscheibe wie auch auf der untersten die Buchstaben der Zeitung wiederfanden.
Die Kinder freuten sich immer auf die Schinkensemmel nach dem Kirchbesuch. Später schmeckte Walti die würzige Käsewurst besser! An der Kasse musste man sonntags lange anstehen. Unter der Woche war nichts los und die Krämerin bediente jeden Kunden. Wenn Walti für seine Mutter einkaufte, schrieb sie alles auf einen Zettel, den Walti der Krämerin übergab, die alle Produkte in den Wagen gab. Bezahlen musste Walti nicht, denn der Betrag wurde für Monikas nächsten Besuch aufgeschrieben. Als Verabschiedung sagte die geschäftstüchtige Krämerin jedes Mal: „Komm bald wieder!“
© Walter Weinberg 2023-01-24