von Eva Filice
Aus einer Halbinsel wurde durch technische Meisterleistung eine Insel. Der mehr als 6 Kilometer breite Isthmus von Korinth veranlasste schon die Herrscher der, über einen Durchstich nachzudenken, um die gefährlichen Spitzen der Halbinsel des Peloponnes zu vermeiden und um die Fahrt zu verkürzen.
Ich stehe auf der Brücke, die über den Kanal führt, und blicke 80 m in die Tiefe auf das türkisblaue Wasser. Mein Blick erfasst den 6,34 km langen Kanal sowie den Aus- bzw. Eingang in Richtung Norden und Süden. Die Breite des Kanals beträgt an der Wasseroberfläche 24 Meter und am Grund des Kanalbettes 21 m, die Tiefe 8 Meter. Die Ausmaße der heutigen Frachtschiffe können den einst viel frequentierten Kanal von Korinth nicht mehr benützen, somit ist die Passage der schmalen Wasserstraße nur mehr Schiffen mit 18,3 Metern Breite und wenig Tiefgang mit Blick auf die hohen Wände vorbehalten. Manche Schiffe werden von Lotsen begleitet. Sechs Brücken, davon an den Kanaleingängen je eine versenkbare Brücke, verbinden den Peloponnes mit dem Festland.
Nach jahrhundertelangen Versuchen den Durchstich zu wagen, wurde der Kanal von Korinth 1882 nach Plänen zweier ungarischer Konstrukteure, István Türe und Béla Gerster, erbaut und 1893 eröffnet. Der Peloponnes wurde somit zur Insel, abgetrennt vom Festland. Für die Schiffe verkürzte sich die Fahrt um mehr als 300 km. Im Norden erreichen die Schiffe den Korinthischen Golf, im Süden befindet sich der Saronische Golf.
Nachdem ursprüngliche Pläne 600 v. Chr. für den Bau eines Kanals verworfen wurden, ordnete der Tyrann Periander den Bau einer Schiffsrampe an. Die von Gütern befreiten Schiffe wurden von Sklaven und Tieren über eine gepflasterte Rampe vom Golf von Korinth bis zum Saronischen Golf gezogen. Eseln transportierten die Ware mit Karren über Spurrillen, die heute im nördlichen Teil des Kanals zu erkennen sind. Unvorstellbar, welch aufwendiges Unterfangen, das sicher viele Menschen- und Tierleben gefordert hatte.
Versuche, den Isthmus zu durchbohren, schlugen unter Kaiser Nero im Jahr 67 n. Chr. und während der Herrschaft der Venezianer im Jahr 1687 fehl. Weitere drei Jahrhunderte benötigten Ingenieure, um dieses gewaltige Unterfangen zu realisieren. Nachdem im Jahr 1944 deutsche Truppen nach ihrem Rückzug die Kanaleingänge zerstört hatten, versenkten sie zusätzlich Eisenbahnwaggons im Kanal. Somit musste der Kanal mehrere Jahre gesperrt werden, bis eine gefahrlose Durchfahrt wieder gewährleistet war. Seit längerer Zeit ist der Kanal zu schmal, um den großen Frachtschiffen und den modernen Kreuzfahrtschiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.
Heute erfreuen sich an dieser einmaligen Kulisse Ausflugsboote, Jachten und Mutige beim Bungee-Jumping. Während unseres Aufenthaltes auf der Brücke blieben Schiffe leider aus. Das Bauwerk hinterließ einen großen Eindruck auf mich. Über den konkreten Verlauf des Durchstichs konnte ich keine genaue Information bekommen. Mich hätte interessiert, wie der konkrete Bau vor sich gegangen ist. Das antike Korinth, in dem Paulus die Briefe an die Korinther verfasst hat, bleibt Ziel meiner nächsten Reise.
© Eva Filice 2025-06-11