DER KLEINE EISBÄR

MAX BAYER

von MAX BAYER

Story

Wann fährst du auf denFlohmarkt,fragte Alexander mein 13jähriger Enkelsohn ?Übermorgen war meine Antwort, aber du musst um 3 Uhr aufstehen wenn du mitfahren willst!

Alex war schon einmal mit auf einen Antikmarkt und seitdem ein begeisterter Helfer beim Standaufbau und Verkauf meiner Kleinodien geworden. Ich hatte vor meiner Pension einen Bildhauerei und Restaurierungswerkstätte. Es ist einiges übergeblieben im Laufe der Zeit und es waren auch Dinge aus meinen jahrelangen, persönlichen Sammlungen dabei,von welchen ich mich jetzt trennen wollte.

Um 3 Uhr morgens klingelte der Wecker . Schon 15 Minuten später stand Alex zur Abfahrt zum „Bad Ischler“Flohmarkt bereit. Er, der sonst gerne einmal bis 10 Uhr schläft. Es war ein frostiger Novembermorgen. Kurz vor 6Uhr waren wir dort und er half trotz der Kälte tatkräftig beim Zeltaufbau und bei der Dekoration mit. Mein Freund Otto mit dem ich ausstellte,sparte nicht mit Lob ob seiner Geschicklichkeit . Dies beflügelte ihn natürlich zusätzlich. Alex arrangierte die Keramikfiguren in eine kleinen Vitrine. Keramikpferde von Povolny,Elefanten vonBosse,einen Papagei von Linz-Keramik und zwei „no name“Eisbären. Ein Grosser und ein Kleiner.Es war noch immer eisig und die Finger waren klamm,da passierte es.Der kleine Eisbär fiel zu Boden und zerbrach .Mit grossen traurigen Augen kam er zu mir.Tröstend beruhigte ich ihn mit den Worten „Scherben bringen Glück“.

An diesem Tag brachten wir „Einiges“los,sogar den grossen Eisbären. Wir waren zufrieden und Alex entdeckte ein neues Sammelgebiet :“Alte Taschenuhren“. Bei einem Uhren-Tandler legte ich ,mit dem Kauf einer alten silbernen „Doxa-Uhr“den Grundstein dafür. Bisher war das Sammeln schöner Steine, vom Bergkristall bis zum Lapislazuli ,sein Hobby.

Heuer,ein Jahr später fuhren wir wieder auf diesen Markt und Alex ist inzwischen zum „Uhrenfachmann“herangereift. In den Sommerferien war er bei einem befreundetem Uhrmacher in der „Schnupperlehre“ ,dabei hat er sich einiges an technischem Wissen angeeignet. Er ist nach wie vor von mechanischen Uhren begeistert und hat in der Zwischenzeit schon eine nette kleine Sammlung.

Wir waren also wieder auf dem Weihnachts-Flohmarkt,diesmal waren die Temperaturen freundlicher . So nebenbei gab mir Alex ein kleines,in Seidenpapier eingewickeltes „Etwas“.Es war ein kleiner Eisbär. Er hat ihn mühsam , Scherben für Scherben ,durchaus kunstvoll ,zusammengeklebt.Er hat dem kleinen Bären durch die Reparatur eine eigene Seele eingehaucht.

Den kleinen Eisbären werde ich sicher nie mehr hergeben, er steht jetzt bei meinen wertvollsten kleinen Schätzen und wird mich immer an die liebevoll gemeinte Wiedergutmachung meines Enkels erinnern.

© MAX BAYER 2019-12-11

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