von HeuRe Ka
Er war KlosterschĂŒler, âPfarrerlehrlingâ, wie manche despektierlich sagten, im Internat der Salvatorianer auf dem Gartlberg, das fĂ€lschlicherweise sogar als âPriesterseminarâ betitelt wurde, weil es sich das HeranfĂŒhren von Jugendlichen an den Priesterberuf mit zum Ziel gesetzt hatte. Heute weiĂ ich, dass sich die unter dem Druck der GroĂmutter entstandene kindliche Vorstellung, seine Berufung als katholischer Geistlicher zu sehen, schon in den ersten Jahren auf dem Gartlberg verflĂŒchtigt hatte. Unter dem Einfluss der PubertĂ€t hatte er die Gedanken an Priestergewand und Zölibat schon da verloren und seine Entscheidung fĂŒr ein weltliches Leben mit Frau und Kindern und einem bĂŒrgerlichen Beruf lĂ€ngst gefĂ€llt.
Ich meinerseits galt mit meinen 15 Jahren fĂŒr die damalige Zeit schon als FrĂŒhstarterin in Liebesdingen. Wobei âLiebesdingeâ dafĂŒr ein viel zu gewichtiges Wort ist. SchwĂ€rmereien fĂŒr MitschĂŒler waren es, oftmals sogar nur einseitig und ganz und gar ohne Körperkontakt. Allerdings mit 16 dann traf ich ihn, die Liebe meines Lebens.
Eine meiner besten Freundinnen war unheimlich in einen Jungen aus der Abiturklasse verschossen, ihr Liebeswerben wurde aber nicht erwidert. Da beschloss ich ihr zu helfen: An einem Wochenende im Januar hatten wir es so eingefĂ€delt, dass der AuserwĂ€hlte mit einem Freund zu einem der beliebten Tages-SkiausflĂŒge mit dem Bus mitgefahren ist. Als wir bei der Heimfahrt die Jungs endlich dazu gebracht hatten, sich zu uns zu setzen, da hat es âgefunktâ.
Nein, nicht zwischen ihm und meiner Freundin, sondern zwischen ihm und mir. Heute noch wirft er mir scherzhaft vor, dass es alles andere als âLiebe auf den ersten Blickâ war, weil ich ihn ja verkuppeln und nicht erobern wollte. âLiebe auf den ersten Blickâ konnte es aber sowieso nicht gewesen sein, denn tatsĂ€chlich sind wir uns vorher sicher schon zigmal begegnet. Seit ĂŒber fĂŒnf Jahren gingen wir in die gleiche Schule.
FĂŒr uns war die Zeit unserer jungen Liebe in Pfarrkirchen â gefĂŒhlt â eigentlich viel lĂ€nger als in der RealitĂ€t, denn von besagtem Skiausflug bis zur Abiturfeier waren es gerade einmal 4 Monate und damit endete seine Pfarrkirchener Ăra. Wir hatten also gerade einmal 4 Monate Zeit fĂŒrs bessere Kennenlernen, 4 Monate in denen wir versuchten, so viel wie möglich zusammen zu sein und das unter der strengen Kontrolle meiner Eltern.
Es folgten drei Jahre, in denen ich noch zur Schule ging und er in MĂŒnchen studierte. Wir schrieben uns Briefe, fast mehr als die Post befördern konnte, telefonierten und er fuhr jedes Wochenende heim nach Passau, natĂŒrlich mit langen Zwischenstopps bei mir.
Nachdem ich mein Abitur gemacht, den schmerzhaften Kampf mit meinem Vater bezĂŒglich meiner Berufs- und Ortswahl gewonnen und die Ausbildung am Finanzamt in MĂŒnchen erreicht hatte, zog ich zu ihm nach MĂŒnchen. Endlich konnten wir diesen Zustand des âGetrenntlebensâ beenden, jeden Tag zusammen sein und das ohne Kontrolle durch irgendjemand.
© HeuRe Ka 2025-07-08