DER KÖNIG

bin ich!“ – „Nein ich, durch meine adelige Familie. Was bildest du dir ein?“ Es hatte vorerst den Anschein gehabt, als sei das ein Spiel, eine Art „warming-up“ vor der eigentlichen Theaterprobe, dieses Gespräch zwischen Kurt und Peter. Aber der Tonfall der beiden wurde mit jedem Wort lauter und zorniger. „Du hast letztens schon die Hauptrolle gehabt, und es war ausgemacht, dass nicht immer dieselben….Und was soll bitte dieser Blödsinn mit der adeligen Familie?“ – „Ich habe mich eben schon mit meiner Rolle auseinandergesetzt….“ – “Mit welcher Rolle? Du hast sie ja noch gar nicht, oder?“ Peter wandte sich hilfesuchend an Aglaja, die für die erkrankte Vera eingesprungen war und die Leitung der Theaterprobe übernommen hatte. „Wir lassen das mit der Rollenverteilung vorerst!“, sagte Aglaja, an diesem Tag ganz in Grün gekleidet, was hervorragend zu ihren grünen Haaren passte. Dass diese seit zwei Tagen grün waren, hatte sie nicht geplant oder vorgehabt. Sie hatte einfach einmal ein anderes Produkt für ihre Haarfärbung – für gewöhnlich färbte sie ihre blonden Haare rot – verwendet, und dieses Grün war dabei entstanden. Dies könne, in seltenen Fällen, vorkommen, hatte sie im Nachhinein und ganz klein gedruckt auf dem Beipackzettel der Packung gelesen.. Man solle, falls Derartiges geschehen sei, dies der Haarfärbemittelfirma mitteilen…

Auf das immer lauter und unruhiger werdende Gemurmel in der Gruppe hatte Aglaja mit einem eleganten und damenhaften Klatschen in die Hände reagiert: „Ruhe, bitte!“ Diese Aufforderung hatte sie dann noch etwas lauter in Richtung Florian wiederholt. Der, gerade einmal dreizehn und das jüngste Mitglied der Truppe, hatte immer wieder einmal eingeworfen, ob sie nun nicht endlich mit den Aufwärmübungen beginnen könnten; er habe, um zur Probe zu kommen, sein Fußballtraining sausen lassen. „Wir gehen im Raum umher, spüren in unsere Körper…gehen einmal langsamer, einmal schneller…“ – „Also wenn wir die Rollenverteilung heute nicht machen, gehe ich jetzt!“, sagt Kurt, nimmt seinen Rucksack und macht Anstalten, den Raum zu verlassen. Peter grinst: „Seine Majestät! Abgang!“ und verneigt sich vor Kurt, während er ihm die Tür öffnet…