Der Krieger auf der Suche nach Balance

Heute ist mal wieder Zeit für Yoga. Also ziehe ich bequeme Kleidung an, rolle die Matte aus und starte ein Video auf Youtube. So weit, so gut.

„Finde deine Balance“, sagt sie ein paar Minuten später während ich auf einem Bein stehend beinahe krampfhaft versuche nicht umzufallen. Die Sache mit dem nicht umfallen wird noch erschwert durch den Lachanfall, den ich jetzt unterdrücke. Spätestens dann wäre es vorbei mit Stabilität in der Körpermitte und so.

„Kannst du mir auch sagen, wo ich danach suchen soll?“, denke ich und automatisch wandert mein Blick auf dem Boden umher, als könnte ich meine Balance dort finden. Wie schön das wäre. Einfach bücken und aufheben.

„Schnell“, feuere ich sie an, „lange kann ich das hier nicht mehr halten.“ Krieger 3. Ja, mein Krieger kämpft ganz schön darum, nicht umzufallen. Zu spät! Mit den Zehen des anderen Fußes berühre ich den Boden, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Finde deine Balance an einem anderen Tag“, denke ich bevor ich den linken Fuß mit gestrecktem Bein wieder anhebe und erneut versuche meine Balance zu finden. Das ist mir definitiv schon einmal besser gelungen. Aber egal, dann helfe ich mir eben zwischendurch aus, sammele mich wieder und weiter geht’s. Aufgeben ist keine Option, ist es selten gewesen. Der innere Krieger in mir ist sehr aktiv, treibt mich immer weiter zu Leistung an. Manchmal wünschte ich, er würde mich einfach mehr sein lassen. Auf der Couch zum Beispiel oder im Bett. Oder einfach kreativ anstatt ständig irgendwelche teils selbst auferlegten Aufgaben abzuarbeiten. Ja, der innere Krieger ist rastlos, aber immerhin komme ich ihm so langsam auf die Schliche. Dem Krieger und dem Kampf, den er führt. Oder den Kämpfen. Wenigstens gelingt es mir ab und zu den inneren Krieger einfach kämpfen zu lassen und nicht gegen seinen Kampf zu kämpfen. Das ist ein erster Schritt, ein erster Schritt in ein entspannteres Selbst.

„Finde deine Balance“ könnte also durchaus mein Motto sein oder sollte es werden. Es ist noch ein langer Weg bis dahin aber immerhin bin ich unterwegs.