Der Kunde ist König, und manchmal ein Esel

TanteHelgaSchreibt

von TanteHelgaSchreibt

Story

Es gibt sie im Leben, diese ganz ganz schwierigen Persönlichkeiten die dir in Form der alten Meckertante, des ach so schwierigen Kunden oder als übermäßig aufmerksame Nachbarin dein Leben zu bereichern versuchen.

Bis zu einem gewissen Punkt kann ich damit ja sehr gut umgehen. Einen besonders schwierigen Gast im Hotel am Abreisetag mit einem seeligen Grinsen im Gesicht aus der Türe gehen zu sehen hat mir schon immer eine Art Befriedigung verschafft, die ich nur schwer zuordnen konnte. Um diesen einen Gast zufrieden zu stimmen, hab ich mir buchstäblich den Haxen ausgerißen. Die Welt auf den Kopf gestellt, das Wetter geändert, Grenzen verschoben und die Flussrichtung des Wassers verändert. Ich war nach 6 Tagen ausgelaugt, verängstigt und müde und dennoch – am berühmten 7. Tag bedankt sich dieser Mensch für den wunderbaren Urlaub (HÄÄ?? Der hat dann wohl ausserhalb meiner Dienstzeit stattgefunden!) und versichert, dass er sehr gerne wieder in dieses mondäne Haus zurückkommt mit all seinen Freunden. (nochmal HÄÄ ??? und BITTE bloß NICHT!) Aber natürlich gibt es noch ein letzte verständnisvolles Nicken und ein undeutbares Lächeln von meiner Seite des Tresens. Vermutlich war es nur die Vorfreude auf die Heimreise sie diesen Menschen derart verändert hat.

Aber dann gibt es Menschen, da konnte selbst meine Euphorie nix ausrichten. Von den üblichen nicht zuordenbaren Reklamationen über Qualität der Matratzen, Temperatur des Zimmers ist usw. ist es diesem Menschen gelungen selbst nach Jahre noch immer präsent zu sein in meiner Erinnerung. In erster Linie wohl durch die Beschwerde am 2. Tag des Aufenthaltes, dass die Vögel auf seine Terrasse kacken. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch hoch motiviert und habe erklärt, dass die Raumpflegerin natürlich auch die Terrasse täglich reinigt,aber das genügt nicht, denn der Herr möchte Morgens aufstehen, auf die Terrasse gehen und dort keine Vogelkacke vorfinden.

Die 2. Reklamation am selben Tag bezog sich dann auf die Lage des Hauses – er dachte, es wäre in den Bergen und nicht in irgendwelchen Tälern. Ich musste mehrmals nachfragen um zu verstehen das sich der Herr tatsächlich ein 5**** Hotel quasi direkt neben dem Gipfelkreuz wünscht – natürlich mit ordentlicher Zufahrt für den Mittelklassewagen. Nachdem am 3. Tag die Lärmbelästigung durch die Kirchenglocken im Ort zu einem kleinen Nervenzusammenbruch führten, habe ich (innerlich hocherfreut nach außen hin bestürzt und entschuldigend) den Wunsch nach der Vorbereitung des check out Folge geleistet. Nachdem alles erledigt war (ihr wollt hierzu keine Details – glaubt mir) folgte doch tatsächlich die Frage, ob der Wiederkehrer-Rabatt für Ihn auch nach einem Aufenthalt von nur 3 statt 5 Tagen gelten würde, weil bei der nächsten Buchung wäre das ein tolles Zuckerl. An diesem Punkt habe ich nach der versteckten Kamera gefragt, aber nur einen verständnislosen Blick kassiert.

© TanteHelgaSchreibt 2020-11-05

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