Der lange Ritt – Kapitel 2

Das ganze Dilemma hatte vor etwas mehr als vier Jahren begonnen. Er war damals dem Versprechen nach einer gut bezahlten Anstellung als Sheriff in Richtung Westen aufgebrochen und hatte sich im sonnigen Kalifornien niedergelassen.Tatsächlich bezahlte man ihn gut, eine positive Überraschung in Anbetracht, dass er die meiste Zeit damit verbrachte, Streitereien unter Nachbarn zu lösen, ausgebrochene Rinder zurück zu ihren Farmern zu bringen und Kneipenprügeleien abzubrechen. In der Gegend gab es kaum etwas zu tun für einen Sheriff, weshalb es ihn bis heute wunderte, dass man gleich zwei Männer für die Stelle gesucht hatte. Aber Owen war nicht mehr aus seinem Leben wegzudenken. Er war für ihn weit mehr als nur ein Arbeitskollege.Er war sein bester Freund, mit dem er herum scherzen konnte, wenn sie abends mal wieder im Büro saßen und so lange Papierkram erledigten, dass die Worte vor ihren müden Augen langsam verschwommen und sie sich schließlich entschieden gemeinsam in die kleinen Wohnquartiere über dem Büro zu gehen, um etwas wohlverdienten Schlaf zu bekommen. Er war ein offenes Ohr für Probleme, wie das Heimweh, das den Sheriff selbst nach all der Zeit immer noch so frisch packte, als sei es erst wenige Stunden her, dass er Mutter, Vater und die beiden Geschwister am Bahnsteig verabschiedet hatte. Owen war wie ein Fels im Ozean, an den er sich klammern konnte, wenn die Wellen wieder einmal höher und höher schwappten und er Angst hatte von ihnen fort-getragen zu werden. Er war sein Seelen-verwandter, der Mann, dem sein Herz gehörte.

Genau darin bestand das Problem. Es war ihm von dem Moment an klar, als Owen Yancy durch die Tür des Sheriff-Büros trat, seinen Hut abzog und leicht nervös mit der Krempe spielte, während seine warmen, braunen Augen den Raum absuchten. Als sie schließlich Sheriff Tallbotts Blick fanden, fingen sie an zu leuchten. „Guten Tag.“ Grüßte der dunkelhaarige ihn mit einem aufrichtigen Lächeln. „Sie müssen Sheriff Tallbott sein. Mein Name ist Owen Yancy, ich bin von heute an ihr Hilfssheriff.“Wehmütig warf der blonde Mann einen Blick über seine Schulter und betrachtete seinen Freund, denn auch nach vier Jahren gemeinsamer Arbeit war er sich sicher, viel mehr als eine Schwärmerei würde aus seiner Beziehung zu Owen nicht werden.