von Andrea Gundolf
Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur genauso viel Sinn, wie wir selber zu geben bereit sind. Den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Je mehr wir uns lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird auch unser Leben, meinte Hermann Hesse. Das erkannte auch Ernst Ferstl: Der Schlüssel zum Sinn des Lebens liegt in den Händen der Liebe. Dietrich Bonhoeffer wiederum erkannte: da wo Liebe ist, ist der Sinn des Lebens erfüllt.
Liebe ist das Einzige, das sich vermehrt, wenn man es teilt. Menschen, die in der frühkindlichen Phase einen Mangel an Liebe verspürt haben beziehungsweise keine positive Bindung erlebten, tun sich da schwerer und sollten die Liebesfähigkeit erst wieder aufbauen. Der Kontakt zu liebesfähigen Menschen kann hier unterstützend wirken.
Wir alle müssen das Leben meistern. Die einzige Art, es zu bewältigen, besteht darin, das Leben zu lieben, meinte Georges Bernanos. Aller Anfang besteht darin, uns selbst mit all unserer Unvollkommenheit zu lieben. Das bedeutet oft schon die größte Herausforderung. Es verlangt nach Ehrlichkeit mit uns selbst und nach Reflexion. Platon meinte: Ein Leben ohne Selbstprüfung ist es nicht wert, gelebt zu werden.
Wo kein Sinn mehr im Leben gefunden beziehungsweise gesehen werden kann, entsteht Verzweiflung, meinte Søren Kierkegaard, des Weiteren auch Depression beziehungsweise Suizid. Viktor Frankl erkannte, dass der Mensch in jeder Situation noch einen Sinn erkennen kann, solange er bei Bewusstsein ist. Er sah zunehmend ein, dass das Leben unendlich sinnvoll ist und dass auch im Leiden und sogar im Scheitern ein Sinn liegen muss. Den einzigen Trost sah er in der Verwirklichung all der Möglichkeiten, die sich ihm boten. Sinn kann nicht in Form einer Moralisierung gegeben, sondern sollte von jedem selbst gefunden werden. Nach Friedrich Nietsche erträgt jener Mensch, der ein Warum im Leben erkennt, auch jedes Wie.
Dag Hammarskjöld meinte dazu: Wage das Ja – und du erlebst Sinn. Wiederhole das Ja und alles bekommt Sinn. Wenn alles Sinn hat, wie kannst du anders leben als ein Ja?
Der Sinn des Lebens besteht darin, deine Gabe zu finden. Der Zweck des Lebens ist, sie zu verschenken (Paulo Picasso). Unser Lebensziel sollte jedenfalls immer die Lebensfreude und das Lebensglück sein: „Letztendlich besteht unser Leben aus nichts anderem, als der ständigen Suche nach Geborgenheit, Zuneigung und Sinn.” (Ernst Ferstl)
© Andrea Gundolf 2021-01-06