Der Leuchtturm

Mirlind Gashi

von Mirlind Gashi

Story

Die Stadt ist nur so groß wie der Verstand, der sie betrachtet.

Ich sehe sie mit honigbraunen Augen an, die das Gute hören und den Horizont am Himmel berühren wollen. Ob es naiv ist, wer weiß?

Der Lauf unseres Lebens ist vergleichbar mit dem Wellengang eines Meeres. Die Gewässer scheinen unendlich tief zu sein. In unserer tödlichen Reise namens Leben werden wir mit dessen Wellen konfrontiert. Höhepunkte. Tiefpunkte. Stille. Der Meeresgrund spiegelt die Dunkelheit, unsere Frustration wider. Honigbraune Augen, die das Gute hören und den Horizont am Himmel berühren wollten, ertrinken in der scheinbar unendlich großen Finsternis. Die Trübheit wird zum Trübsein und verschlingt den Verstand. War alles vergebens? Sind wir alle zu naiv?

Meine Welt wird klein, ganz klein, bis ein Licht meine Augen zum Leuchten bringt. Vor mir steht ein Leuchtturm, der sich bis zum Horizont erstreckt und heller als jede Sonne scheint. Der Leuchtturm erweist mir den Weg, den Weg zu meinem Inneren ich, das die Fenster meiner Seele zum Leuchten bringt. Die qualvolle Leere erlischt. Die Finsternis erlischt. Die Hoffnung verschlingt die Trübheit.

Auch wenn die Lebenswellen unklar und unendlich erscheinen und wir möglicherweise die Schönheit dieser Welt nicht direkt erkennen können, brauchen wir manchmal nur ein kleines Licht, um unser Herz zum Bluten zu bringen und die Tiefen der Ewigkeit mit einem Strahl zu erkunden. Die Welt ist nur so groß wie das Licht unseres Leuchtturms. Jeder benötigt einen Leuchtturm in seinem Leben und jeder sollte anstreben, ein Leuchtturm für andere Personen zu sein und auch zu werden.

Ihr Spiegel zerbrach, somit konnte sie ihr eigenes Leuchten nicht mehr sehen. Mein Leuchtturm sah sein eigenes Licht nicht mehr, deswegen hörte er auf zu scheinen. Der Spiegel der Stadt zerbrach, somit sieht jeder hier nur noch den Regen, doch die Hoffnung von demjenigen bleibt so lange am Leben, bis die Grabkerzen des jeweiligen brennen.

Ich habe meine Hoffnung noch nicht verloren. Es gibt nicht nur schwarz und weiß auf dieser Welt. Unser Weg wird von Grauzonen geebnet. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe ich diese Stadt an. Egal, ob unten vom kalten Beton oder oben vom Leuchtturm.

Egal, ob als Mensch oder als Fliege.

© Mirlind Gashi 2022-08-23

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