von Erwin Barilich
Als wir voriges Jahr in Klagenfurt waren, haben wir die Sage vom Lindwurm erfahren.
Der Lindwurm hat einst in den Feuchtwiesen der Drau residiert, und laufend das weidende Vieh der Bauern reduziert.
Mit den damaligen Waffen der Bauern war ihm nicht beizukommen. denn leider hat jeden Kampf der Lindwurm gewonnen,
und zum allgemeinen Entsetzen hat er die verwundeten Bauern auch noch gefressen.
Daher griffen die Leute zu einer List, die endlich doch erfolgreich gewesen ist.
Man versah eine Eisenkette mit Widerhaken, schlang diese einem feisten Stier um den Nacken,
hat sie dann noch um seinen Leib gewunden und an einem steinernen Turm angebunden.
Der Lindwurm kam und sah den Stier, er verschlang ihn gleich in seiner Gier.
die Kette jedoch mit ihren Widerhaken verfing sich in seinem Schlund und Rachen.
Die Bauern kamen mit SpieĂen in der Nacht, und haben dem Untier endlich den Garaus gemacht.
Was ich mich jedoch frage jetzt: Warum hat man diesem Lindwurm ein Denkmal gesetzt?
Eine ErklÀrung kommt dem nÀher schon, hört man von dieser Sage eine andere Version.
Der Lindwurm hatte Jungfrauen zum Fressen gern und wollte sich ausschlieĂlich von diesen ernĂ€hr’n.
Es war damals auch allen bekannt, dass er auf die Jagd nach Jungfrauen zog durch das Land.
Als die Nachricht nach Klagenfurt kam, der gefĂ€hrliche Drache sei im Nah’n,
waren alle sehr entsetzt. Da haben sich die Jungfrauen zusammengesetzt
und gemeint, wenn die MĂ€nner ihn nicht aufhalten können, mĂŒssen wir selber etwas dagegen unternehmen,
denn wir wollen nicht gefessen werden von dem Untier, dem groĂen, daher unsere Entscheidung: „Immer lei loss’nâ
Als der Lindwurm nach Klagenfurt kam, fand er trotz eifriger Suche keine einzige Jungfrau mehr an.
Er irrte durch die Gegend â tage- und nĂ€chtelang â und wurde vor lauter Ărger und Hunger schon krank.
Aus Verzweiflung hat er zwei Frauen gefressen, die streitend sind auf einer Bank gesessen,
gierig, schnell, mit Haut und Haaren, und er hat nicht gedacht, dass sie so unvertrÀglich waren.
Sein so verwöhnter Magen konnte die Frauen leider ĂŒberhaupt nicht mehr verdauen.
Er hatte Kolik und Schmerzen, einen aufgeblĂ€hten Bauch, ĂŒbelriechende Gase entwichen hinten und vorne auch.
Er wand sich brĂŒllend in argen KrĂ€mpfen, wurde immer schwĂ€cher, konnte nicht mehr kĂ€mpfen.
Die Leute hörten diesen Radau und kamen aus ihren HÀusern zur Lindwurmschau.
Man ging daran, ihn zu verhöhnen und zu verlachen, denn er konnte ihnen nichts mehr machen.
Als er sich sah von Menschen umzingelt, hat er vor Wut noch seinen Schwanz eingeringelt.
Als ĂŒber dem Wörthersee erschien das Morgenrot, war alles zu Ende, der Lindwurm war tot.
So konnten die Jungfrauen den Drachen besiegen. In neun Monaten ist die Geburtenrate stark angestiegen,
und man erkannte, dass man das rasche Wachstum der Stadt letztlich dem Lindwurm zu verdanken hat.
Daher hat er ein lebensgroĂes Denkmal bekommen und sein Bild wurde ins Stadtwappen aufgenommen.
© Erwin Barilich 2021-08-06