Der Loisl und das Geld

Anna Geier

von Anna Geier

Story

Chin Meyer hat so anschaulich erklärt wie das Geldbetrugssystem funktioniert, daher liefere ich seine lustige Erklärung, die ich sehr schätze, in etwas verkürzter Fassung. Anlass ist der diesjährige Wirtschaftsnobelpreis, der den Vertrauensverlust ins Geldsystem, der einen Bank-Run auslösen kann zum Thema hat.

Der Loisl hatte vor Jahren schon eine brillante Idee. Er eröffnete eine Kneipe in einem Stadtteil, wo viele arbeitslose Alkoholiker wohnten. Da diese nichts konsumieren konnten, ließ der Loisl sie anschreiben. Den Alkoholikern gefiel das, denn sie brauchten in dem Moment kein Bargeld. Das Geschäft lief bestens und das fiel einem Bankbeamten auf. Der Loisl erklärte dem Banker das System mit den Schuldscheinen, was diesem besonders gut gefiel. Ab da ging es weiter, denn daraus ließ sich ein Finanzprodukt erschaffen. Die Schuldscheine wurden weiterverkauft. Die 100 Euro-Schuldscheine wurden um 70 Euro verkauft. Die restlichen 30 Euro wollten sie später von den Habenichtsen holen. Das geschaffene Finanzprodukt hieß: Fuselanleihe.

In der nächsten Bank wurden die Anleihen attraktiver gestaltet, daher nahmen sie nur Alkoholiker mit Matura. Diese Papiere wurden wieder gebündelt zu einem neuen noch sichereren Produkt. Ab sofort hießen sie SSO, sie sogenannten Suff-Sammel-Obligationen. Diese wurden wieder weiterverkauft. Das machte dann so richtig Schule. Andere derartige Lokale wurden dazugenommen, denn das Geschäft lief wie am Schnürchen. Nach einiger Zeit kamen die Landesbanker darauf, dass ein tierisch gutes Geschäft an ihnen vorbeigeht. Es wird sofort eine noch bessere Bündelung gemacht. Sie nehmen die besten der Alkoholiker mit ins Boot, nämlich die mit Doktortitel und ohne Leberzirrhose. Die Papiere werden nochmals gebündelt zum Delirium-Zertifikat. Diese mussten nun von einer Ratingagentur bewertet werden. Die haben es im Griff, denn Nomen est Omen. Die größte heißt Standard & Poor (= gewöhnlich und armselig), die nächste heißt Moody (= launisch) und die Dritte im Bunde heißt Fitsch (= fucking Bitch, welche gerade den Rating-Ausblick für Österreich gesenkt hat). Wenn man die ordentlich bezahlt, dann bekommt man das gewünschte Ergebnis, das Tripple-A ( Alles-Absolut-Alkoholisch).

Alle Banken springen auf und kaufen und verkaufen. Die Investoren sind mit an Bord und die Börsenkurse steigen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ein kleiner Bankbeamter das erste Geld von einem Alkoholiker einfordert. Da beginnen die Kurse zu fallen, denn die Dominosteine beginnen zu kippen und reißen alles mit. Ab dem Zeitpunkt haben der Loisl und Konsorten schon ihre Nasen Richtung Bahamas und ähnlichen Inseln ausgestreckt.

Das war damals bei den Immobilien in den USA genau so, die 2008 den Crash auslösten und jetzt betrifft es die Rentenfonds. Eigentlich ist das komplette Geldsystem an der Kippe. Wen betrifft es? Uns alle! Wer bezahlt? Wir alle! Wer sind die Gewinner? Einige wenige…

© Anna Geier 2022-10-16