Der lustige Friedhof von Kramsach

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story
Kramsach

Kaum zu glauben, aber es gibt einen Friedhof, auf dem keine Toten beerdigt wurden. Man findet diesen besonderen Museumsfriedhof in Kramsach in Tirol, direkt am Innufer. Der bereits verstorbene Steinmetzmeister Hans Guggenberger hat am Ortsrand von seiner Heimat Kramsach aus seinem Hobby ein besonderes Kleinod geschaffen: Neben seiner Kunstschmiede hat er auf dem Gelände rund 1000 Kreuze, die er im Alpenland gesammelt hat, aufgestellt. Einige der Kreuze vom 16. bis zum 21. Jahrhundert sind besonders kunstvoll, andere warten mit lustigen Grabinschriften auf. Auf kleinen handgepinselten Täfelchen kann man Grabinschriften lesen, die an Witzigkeit, aber auch Pietätlosigkeit kaum zu überbieten sind. Sie lassen den Besuchern so manches Schmunzeln über das Gesicht huschen. Es ist faszinierend, mit welchem Humor früher den Toten das letzte Geleit gegeben wurde. Der Friedhof ist nicht nur ein Ort des Gedenkens, sondern auch ein Ort zum Nachdenken über das Werden und Vergehen im Leben. Die humorvollen Inschriften sind Zeugnisse des urwüchsigen Volkshumors im Alpenland und bieten den Besuchern einen Einblick in die Lebensweise und Denkweise der Tiroler. Hier sind einige Kostproben, die meinen Mann und mich besonders erheiterten:

Hier ruht Amtmann Isegrim, wog 400 Pfund, sonst weis man nichts von ihm

Allzufrüh den Seinigen, mähte der Herr den Lebensstengel dieses Mannes ab.

Christ steh still und bet a bissl. Hier liegt der Bauer Jakob Nissl. Zu schwer musste er büßen hier, er starb an selbstgebrautem Bier.

Hier liegt begraben die ehrbare Jungfrau Nothburg Nindl. Gestorben ist sie im 17. Jahr. Just als sie zu brauchen war

Hier ruht Franz Schielst. Er war in seinem Leben ein guter Schwanz.Betet für ihn einen Rosenkranz.

Neben diesen alten Inschriften, gibt es auch neue, wie zum Beispiel:

Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt‘, es wären Deine!

Lieber wäre ich diejenige, die das liest.

ICH hatte die Vorfahrt

Er liegt jetzt da, wo sein Niveau immer schon war.

Ich bin ein Star, holt mich hier raus.

Neuerdings gibt es auch Grabinschriften der Digital Natives! Auch junge Menschen haben sich schon manchmal Gedanken über ihre letzte Inschrift gemacht. Auf Twitter wurde eigens der Hashtag #meineGrabinschrift kreiert, unter dem User ihre Ideen für die eigene Grabinschrift twittern können: „Ich surfe jetzt im Darknet“, „Hoffentlich gibts da WLAN“, „Früher Router. Jetzt ruht er“, „Zalando, bitte hier klingeln“, „Ich twittere jetzt von oben“.


© Ulrike Sammer 2025-06-02

Genres
Humor& Satire
Stimmung
Komisch