Der krumme Baum

Hin und wieder fahre ich raus in die Stadt und setz mich in den Park, einfach so, um Leute zu beobachten. Das mag seltsam klingen, aber ob ich nun ihre Profilbilder like oder ihnen in die Augen schaue macht schon einen Unterschied. Jedenfalls… Ich sehe mich um. Links von mir sitzt eine Frau mittleren Alters die meditiert, von weiter hinten kommen zwei Zeitungsverkäufer des Weges, der eine setzt sich neben mich und beginnt damit, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Es hat 30 Grad und er trägt eine dicke Jacke. „Ist dir nicht heiß?“, frage ich ihn. „Schon“, meint er, „aber wenn ich sie ausziehe ist sie weg“, fährt er fort. „Wie lange bist du schon hier?“, frage ich ihn. „Oh, 2 Jahre, ich weiß nicht genau“, erwidert er. „Nein, im Park mein ich.“ Er lacht. „Den ganzen Tag, die ganze Nacht, was glaubst du?“.

Er erzählt mir ein bisschen was über sich, fragt nicht nach Geld, ungewöhnlich für einen Zeitungsverkäufer denke ich, schließlich merkt er doch noch an, das er Hunger hat. Ich begleite ihn um die Ecke und hole ihm was am Imbissstand, dann kehre ich zurück zur selben Bank. Die Frau ist weg. Nach einer Weile kommt ein alter Mann zu mir und fragt ob er sich neben mich setzen dürfe, wer wäre ich ihm dies zu untersagen? Auch er hält Schwank aus seinem Leben für mich bereit. Das er früher Maler war erzählt er mir, also einer der Bilder malt, keiner der Wände streicht. Auch erzählt er mir von seinem Sohn, zeigt mir Bilder auf seinem Handy, doch dann kam das wirklich bemerkenswerte. Im Park da steht ein Baum, krumm gewachsen, perfekt zum klettern für Kinder geeignet. „Ein Baum der schief wächst muss gerade gebogen werden, wäre dieser Baum jedoch gerade gebogen worden so wären hier keine Kinder die auf ihm spielen könnten.“ Ich muss schmunzeln. „Redest du vom Baum?“, frage ich ihn.