DER MARKT IN KALAMATA

AmelieRiedell

von AmelieRiedell

Story

Mittwochs und Samstags findet der große Markt in Kalamata statt. An diesen Tagen füllen wir dann gerne unsere Vorräte auf. Ich fühle mich normalerweise in einer großen Menschenmenge nicht so wohl, doch dieses bunte lebendige Gewusel lasse ich mir nicht entgehen.

Gemüse reiht sich an Obst, Käse und Milch, Fisch und Fleisch, Reis und Hülsenfrüchte, Nüsse und Trockenfrüchte sowie frisches Brot, Gebäck und Süssigkeiten. Und natürlich Oliven und Olivenöl in allen Behältnissen und allen Olivgrünschattierungen. Den süffigen Wein gibt es hier in geräumigen Plastikflaschen. Jede Frucht wirkt fröhlich, frisch und möchte mit, sogar der Fisch! Eine bestechliche Fülle an Grün-, Rot-, Gelb-, Orange-, Braun- und Violetttönen! Ein tosendes Meer an Gerüchen und eine wogende Geräuschkulisse von Griechisch über Englisch bis Deutsch. Ich bin froh, mit Englisch durchkommen zu können, denn die griechische Sprache hat zwar einen ästhetischen Klang, doch entzieht sie sich zunehmend meinen Bemühungen, auch nur die Aussprache zu verstehen.

Ich gebe mein Geld gerne den armen griechischen Bauern, die hier ihr biologisches, frisch geerntetes Gemüse anbieten. Ich habe mich noch nie in Supermärkten wohlgefühlt, noch weniger, seit hinter Schutzwänden depressive Kassiererinnen mit Mundschutz lauern. Auf dem Markt in Kalamata besteht zwar auch Gesichtswindelpflicht, doch das Atmen fällt leichter, wenn gutgelaunte entspannte Menschen mit lachenden Augen in der Nähe sind. Apropos: Ich trage nur noch die selbstgenähten Gesichtswindeln von meiner Tochter, die nach dem Ende ihrer Familienplanung die vielen leichten Mulltücher umfunktioniert hat.

Als Veganerin interessiere ich mich natürlich für Obst und Gemüse, Feigen und Datteln, Nüsse, Kerne und Hülsenfrüchte. So große und farbenfrohe Kohlköpfe, Salate, Selleriestangen, Tomaten, Möhren, Auberginen, leuchtende Paprikas und feuerfarbene Chilis! Saftige Orangen erregen Aufmerksamkeit, doch die brauche ich nicht. Wir dürfen an einigen Orten pflücken, weil es sich für den Plantagenbesitzer nicht lohnt, selbst zu ernten. Auch Zitronen, ungenormte Kiwis, Avocados und Kaktusfeigen fanden wir bisher immer am Weg und durften auf unsere Nachfrage hin ernten. Äpfel und Quitten haben wir aus Deutschland mitgenommen, sie schmecken noch. Ich brauche Bananen! Sie kommen aus Ecuador, warum?

Einige Bauern bieten selbst gesammelte Kräuter, Salatpflanzen, Brennnessel, Bergtee und Blumen in liebevoll verpackten Tüten an. Not macht eben erfinderisch. Feigen, Datteln und Nüsse kosten etwa die Hälfte wie in Deutschland und sind etwa doppelt so groß. Die Geschmacksexplosion lässt sich nicht beschreiben! Der Börek, eine Spinat – Mischung in Blätterteig ist dann nach dem Marktbesuch die Krönung! Meist noch warm beißt man genussvoll hinein und lässt sich vom griechischen Spinat überraschen! Oft ist dieser mit frischem Schafskäse durchwachsen!

© AmelieRiedell 2021-02-28

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