Nein, natürlich nicht wirklich. Das hat der gar nicht nötig. Er hat nur das GLEICHE Hemd wie ich. Es ähnelt = gleicht meinem, ist aber nicht dasselbe. Aber als Titel durchaus wirksam, hoffe ich.
Titel können ja eine Geschichte umbringen, bevor sie noch zum Leben erweckt wird. Und auch das Gegenteil bewirken. So wie kürzlich meine Story „Sexy Sigi kam nicht…“. Der lockte so viele Leser – und innen in die Geschichte, weil sich innen alle einen „buchstäblichen“ Sex-Film erwartet haben. Dabei ist gar nix passiert, zu meinem damaligen Leidwesen. Den Likes und Views hat es gut getan.
Über die Bedeutung von Titeln hab ich schon früh gelesen. Ich habe als Jugendliche von meiner späteren Enterbtante und ihrem Mann, dem Hannoveraner Straßenbaumeister und „Pappa“, wie sie ihn zeitlebens nannte, immer vernünftigte und lehrreiche Geschenke bekommen. Unsere deutschen Verwandten dachten wohl, sie müssten ihren bildungsfernen Kärntner Schichten unter die Arme greifen intellektuell.
Daher bekamen wir u.a. die damals – zu Recht wie ich finde – sehr beliebten „Reader’s Digest“-Büchlein. Da fand man in kleinen, gut verdaulichen Happen die tollsten Geschichten aus aller Welt serviert. Ich erfuhr so von Helen Keller, die im Alter von 19 Monaten durch eine Gehirnhautentzündug taubblind wurde. Später mehrere Sprachen lernte, Ehrendoktorat Harvard, Schriftstellerin. Unglaublich.
Einmal las ich über einen Wettbewerb für angehende Journalisten. Sie sollten zu einem bestimmten Thema zugkräftige Titel finden. Gewonnen hat ein Kandidat mit dem Vorschlag: Er schoss jedes Frühjahr! Das Thema war: Salat! In diesem Sinne also…
Allerdings habe ich das Messner-Hemd in schwarz-weißem Karo tatsächlich gekauft. Nicht für mich, für meinen persönlichen Messner daheim. Und der hat es rundweg abgelehnt, obwohl kariert. So trug ich es nun eine Zeitlang, bis es mir zu blöd wurde mit dem verkehrten Knöpfeln und dass eigentlich auch der Busen nicht hinein passt. Und die Hüften. Vor einer halben Stunde hab ich es in den Caritas-Sack umgesiedelt.
Eine sehr liebe Gewand-Anekdote muss ich noch schnell los werden, bevor ich Hollerstrauben in Bierteig machen geh: Kinderreiche Familie, liebe, gute Freunde, tolle Musiker, alle, auch die Kinder, die mittlerweile schon selber Kinder haben. Eine tourt grad wieder mit der Nina Proll durch die Lande. Als das jüngste Geschwisterchen, ein allerliebster Bub, ca. 5 Jahre war, waren wir wieder einmal eingeladen.
Wunderschönes Bauernhaus, großer Jogltisch. Kaffee, Kuchen, Fotoalben. Mehrere Generationen. Sie wurden von einer Person zur anderen geschoben. Jeder gab seinen Senf dazu. Vom 5-jährigen kam immer wieder die begeisterte Beobachtung: Schau, da is ja MEI Pullover!
Dieser Pullover wurde viele Jahre von einem Kind zum anderen „vererbt“. Seine Geschichte ist fotografisch gut dokumentiert. Es dauerte offenbar ziemlich lange, bis er sich zum Jüngsten durchgeerbt hatte. Und auch ihn einige Jahre wärmte.
© 2020-06-14