Der Mond ist meine Sonne

Temporärfürimmer

von Temporärfürimmer

Story

Neben der Phantasie,die mich rettete, gab es auch noch die Kunst, das Schreiben und den Himmel.

Fast jeden Abend sehe ich mir den Himmel in all seinen unterschiedlichen Farben an. Rot , blau, orange, gelb,violett. Und jeden Abend sieht er anders aus. Der Sonnenuntergang gibt mir aber dennoch jedes Mal das Gefühl, den Tag überlebt zu haben. Ich bekomme das Gefühl, meine Dämonen im Kopf besiegt zu haben. Während der Sonnenuntergang für mich das Ende des Tages einleitet, beginnt mit dem nächsten Sonnenaufgang erneuertes Leben.

Aber zwischen Ende und Anfang gibt es noch den Mond. Der Mond, der zu Beginn der Nacht die Sonne ablöst. Einigen reicht der Mond als einzige Lichtquelle jedoch nicht. Sie brauchen die Sonne. Sie fürchten die Dunkelheit. Doch für mich ist der Mond meine Sonne. Er lässt im Vergleich zur Sonne zwar nicht alles erleuchten, aber der Mond begleitet dich durch deine Alpträume. Er begleitet dich durch all die schlaflosen Nächte, in denen du leise und allein in deinem Zimmer zusammenbrichst. Du zerbrichst, ohne einen Ton von dir zugeben, während die ganze Welt am Schlafen ist. Während dieser Nächsten ,in denen du ums Überleben kämpfst, gibt es nichts und niemanden außer dich und den Mond.

Meine Schwester dachte als Kind, dass der Mond die andere Seite der Erde ist. Die Seite der Erde, auf der sich meine Großeltern befanden. Die anderen belächelten diesen Gedanken nur und machten sich darüber lustig, aber mir gab er Sicherheit. Nach dem Tod meiner Oma und meiner Mutter dachte ich jedesmal an diese Worte, als ich den Mond sah. Seit dem Tag an bekomm ich jedes Mal das Gefühl, nicht alleine zu sein. Nicht alleine gegen mich selbst kämpfen zu müssen. Nicht alleine mit meinen Hoffnungen und Enttäuschungen zu sein. Und nicht alleine mit meiner Angst zu sein.

Diese unbegründete Angst, die mich seit Jahren überall hin begleitet. Wahrscheinlich wird das auch noch eine ganze Weile so bleiben. Vielleicht ist diese Angst aber gar nicht so unbegründet, wie sie auf andere wirken mag. Vielleicht urteilen Menschen einfach nur zu schnell, weil sie nicht wie der Mond sind. Weil sie deine nächstenlangen Kämpfe,deine Unruhe und deine anhaltende Panik nicht wahrnehmen.

Aber wer weiß, vielleicht wird sich das irgendwann auch ändern. Ich meine, man wird älter, man wächst und man entwickelt sich weiter. Man überdenkt seine Sichtweise. Und vielleicht trifft man ja auf diesem Weg irgendwann seinen ganz persönlichen Mond. Und vielleicht beginnt Angst ja im Kopf. Vielleicht ist es, wie alle anderen sagen, wirklich einfachKopfsache.

© Temporärfürimmer 2022-03-06

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