von Franz Fingerlos
Eigentlich heißt er Franz Kerschaggl. Er war aber im ganzen Lungau als Moser Franz bekannt. Er diente nämlich beim Moserbauer am Faningberg seit Lichtmeß 1932 bis zu seinem Tod 2002 als Moaknecht. Er verstarb eine Woche vor Lichtmeß, somit verbrachte er fast 70 Jahre auf diesem Hof. Bekannt war er, auch über den Lungau hinaus, als Harmonikaspieler und Sänger. Sogar Philipp Meikl holte ihn öfters zum berühmten Gstanzlsingen nach Kaltenhausen. Dort wurde dem Franz immer ein großer Applaus zuteil. Wenn er gefragt wurde, seit wann er singe, so erzählte er nicht ohne Stolz, dass es in der Singstunde war als er in die Volksschule ging. Er hatte sich da nicht sonderlich brav verhalten und so wurde er vom Lehrer aufgefordert, herauszukommen und das Lied, das gerade gelernt wurde, vorzusingen. Es handelte sich um das schöne Stück „Am Brunnen vor dem Tore“. Zum Staunen des Lehrers und der Mitschüler sang er es perfekt und schön vor sodass er ein großes Lob bekam.
Bescheidenheit, Zufriedenheit, Einfachheit, Frohsinn und Arbeitsstolz waren seine Tugenden. Er hob sich nie hervor, sondern stellte sich gerne als einfacher Mensch dar. In Wirklichkeit war er aber ein sehr begabter, intelligenter, belesener, wohl auch ein sehr schlauer, schlagfertiger Mensch.
1910 war sein Geburtsjahr. Dazu meinte er, er sei darüber sehr froh, denn so könne er sich leichter sein Alter ausrechnen. Wenn man sich wunderte, wie er auf seiner Harmonika alles auswendig spielte und dazu sang, gab er als Antwort: „Mir bleibt keine andere Wahl, denn ich kenne keine Noten, nicht einmal die Banknoten kenne ich.“
So war er ein sehr gefragter Alleinunterhalter bei verschiedenen Veranstaltungen, wie Geburtstagsfeiern, Tänzen, Ausflügen oder Unterhaltungen für Urlaubsgäste. Manche Lieder ergänzte er um einige Verse oder dichtete sie um. So etwa beim Lied „I möchte hoit so gern dei Herzklopfn hearn“ – da geschah es, dass er in fröhlicher Runde sang: „I möchte so gern dein Brustwarze segn“. Daraufhin entblößte eine angeheiterte, fesche deutsche Urlauberin spontan ihren halben Busen und zeigte ihm die Brustwarze. „Teife no amoi, da hon i bled gschaut“, so der Kommentar des Franz dazu.
Anlässlich seines 90. Geburtstags lud er uns Faningberger Nachbarn zu seinem Zuhause, also zum Moserbauer, auf eine Feier ein. Man bemerkte damals an ihm schon sein hohes Alter. Er war jedoch wie immer gut gelaunt und spielte sogar noch einige „Stückln“ auf seiner Harmonika. Es war das letzte Mal, wo wir in froher Runde mit ihm beisammen waren.
Philipp Meikl hat von Franz eine CD aufgenommen. Wir freuen uns immer sehr, wenn wir noch manchmal im Radio einige Musikstücke von ihm hören.
© Franz Fingerlos 2024-10-02