Der Nachgarten – das Gegenteil vom Vorgarten

baFeither

von baFeither

Story

Vor einst einmal langer Zeit, als die Welt noch fest in ihren Wanderschuhen steckte, lebten hinter Herta Hansens Haus ganz viele mystische Kreaturen. Die meiste Zeit ging es friedlich zu, dort im Wald. Die Osterhasenfamilien spielten Verstecken, die Renn-Tiere gruben Gräben, hinter denen die Heinzelmännchen Sandburgen bauten – und am Fluss lagen die Schneemänner in der Sonne und schauten den Weihnachtsmännern bei ihren Kunststücken am Eis zu.

Auch wenn diese Idylle dem fremden Zuseher eine schöne Welt vermittelt, so ist dies zu 100% zutreffend! (Sofern von den anderen 379 Tagen eines jeden Jahres abgesehen wird, in denen Alles anders als Friede, Freude, Eierkuchen herrscht…)

An einem dieser Tage, die Sonne schien, der Regen prasselte auf die Blätter und der Wind blies den Staub durch den düsteren Wald, an so einem Tag setzte sich der unerbittliche Kampf um den verhassten Job als Weihnachtsmann fort – diese Grausamkeit von freudestrahlenden, begeisterten Kinderaugen sollten eigentlich der gesamten Bevölkerung erspart bleiben…

Wie so oft hatten in der Diskussion alle Waldbewohner nur Argumente parat, die sie selbst aus der Affäre zogen, diesen leidvollen Beruf auszuüben. Glücklicherweise beharrte jeder der Waldbewohner standhaft auf ihren Wünschen, ansonsten stünden wir heute unter keinen Umständen da, wo wir heute nicht ebenfalls nicht stehen würden.

Nach einer halben Ewigkeit schien es, als ob die unentwegte Zankerei niemals ein Ende finden würde und es nur noch mehr Pfirsichkompott hinter Herta Hansens Haus geben würde. Doch wie aus dem Nichts, als ob er aus dem Boden gewachsen wäre, tauchte plötzlich ein zerzauster Wanderer mitten in den reißenden Strömen des Flusses auf. Er wollte seinen Weg schon unbekümmert fortsetzen – aber das konnte Norbert Wichtig unter keinen Umständen zulassen!

„Halt!“, brüllte er und war selbst erstaunt darüber, wie weit sein kräftiges Geflüster hallte. Der zerzauste Wanderer fühlte sich zu Recht sofort angesprochen und kramte aus Höflichkeit gleich sein Desinfektionsgel heraus um seine Haare als Begrüßungsgeste zu bestreichen.

Was in weiterer Folge geschah, übersteigt die Fähigkeiten jeden Erdenbewohners. Daher kann kurz festgehalten werden, dass der zerzauste Wanderer heute bis auf sein und unser aller Lebensende zum Weihnachtsmann berufen wurde und mit seinen jungen 3.004 Jahren immer noch bei seiner Mutter wohnt.

© baFeither 2021-02-18