Der neue Trend heißt: Grün.

Es war an der Zeit, etwas Verrücktes zu tun – etwas richtig Verrücktes.

Aber das habe nicht ich entschieden, sondern mein Kleiderschrank – denn jedes Mal, wenn ich ihn öffne, murmelt er mir zu, was ich anziehen soll. Meistens habe ich selbst einfach nicht die Lust, zu entscheiden, und eigentlich ist er ja ein echt guter Stilberater – doch heute war es anders, denn der Kleiderschrank gähnte mir müde entgegen – immer nur das gleiche! Und irgendwie hatte er ja auch recht.

Letztendlich habe ich mich also dazu entschieden, mir neue Klamotten zuzulegen, denn es wurde wirklich langsam etwas öde. Ich habe das Radio aufgedreht, den Laptop angeschaltet und war auch schon auf der Suche nach etwas Neuem, als die Nachrichten durch die Lautsprecher leierten. Ein neuer Waldbrand. Neue Rekordhitzen. Leidende Arbeiter. Und so habe ich den Laptop zugeklappt – denn so geht das nicht.

Und dann kam mir die Idee.

Der Spaziergang in die Stadt war erfrischend, die Luft war weich und trocken, und ich kaufte all die Sachen, die ich für mein Vorhaben benötigte. Das war nicht besonders viel, denn zu Hause hatte ich vorher schon einigen Kram zusammengesucht, und als ich letztendlich – umringt von Klamotten – in meinem Wohnzimmer saß, ging es los. Meine Waschmaschine habe ich als erstes vollgeladen, und während sie so vor sich hersummte, kam die Schere ins Spiel. Ich hatte ein paar Patches gekauft, und so dampfte mein quietschgrünes Bügeleisen an Stelle eines riesigen Containerschiffes, das Stoffe und Kleidungsstücke aus Asien importierte. ‘Nicht nochmal’, sagte ich mir, ‘Nicht nochmal’. Nadel und Faden hatte ich in meinem Notvorrat auch da, und so fanden sogar die langweilig unverzierten Stücke endlich ihr wahres Ich. Und dann war da noch diese Hose, in dessen Knie sich ein hässliches Loch gefetzt hatte. ‘Naja’, sagte ich mir, ‘Ein Glück, dass das jetzt sowieso in Mode ist.’ Und Sicherheitsnadeln hatte ich ja auch noch da.

Es machte mir richtig Spaß, mich kreativ auszutoben, und bevor ich überhaupt fertig geworden war, beschloss ich, die Session eines Tages wiederholen zu müssen – diesmal würde ich mich vielleicht auch an die Schuhe wagen.

Am nächsten Tag war die Wäsche auf der Leine trocken, und ich bewunderte die neuen Farben, die mir entgegenstrahlten. Hier und dort ein paar schöne Nähte, und ich fühlte mich schon fast wie ein Künstler – und als mein Werk vollendet war, war ich mindestens so stolz wie einer.

Der nächste Tag in der Uni war genial – meinen Freunden gefiel das, was ich da gezaubert hatte. Das T-Shirt hatte ich von einem hässlichen gelb in einen schönen dunkelroten Ton gefärbt und die schwarze Jacke war nun mit weißen Kreuznähten an den Ärmeln versehen. Meine Hose hatte nun ein paar Löcher mehr, aber dafür fiel dieses eine ursprüngliche Loch gar nicht mehr auf.

Mein Kleiderschrank ist nun stolz auf mich – und Mutter Erde ist es sicherlich auch.

Der neue Trend heißt nun ganz offiziell „Grün“ – ist die Kreativität am Laufen, dann musst du auch nicht kaufen.