Der Pazifische Ozean

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story
Japan 2023

Ganz besonders freue ich mich auf den Pazifik. Ich war noch nie in seiner Nähe und jetzt bin ich mittendrin, denn Japan ist von allen Seiten vom Wasser umgeben und besteht aus vielen Inseln. Im Westen nennt man das Meer zwar das Japanische Meer, aber alle diese Teilmeere gehören zum Pazifischen Ozean. Japan ist ein Gebirge, das sich aus dem Wasser erhebt. Dem trägt der Entstehungsmythos Rechnung:

Zwei junge Gottheiten im Götterhimmel – Izanagi und Izanami – wurden von den Göttern angewiesen, ein neues Land zu erschaffen. Dafür tauchten sie zuerst einen Speer ins Meer und rührten kräftig darin herum. Als sie ihn anschließend herauszogen, verfestigte sich das Salz, das von der Speerspitze herabtropfte, und formte eine Inselkette.

Japan liegt auf dem Pazifischen Feuerring und das bedeutet Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis und Erdrutsche. Wir erinnern uns an das verheerende Erdbeben von Kobe 1995 und an den katastrophalen Tsunami 2011. Etwa 100 Vulkane sind aktiv und tragen, wie in Island, zur Touristenattraktion bei. Die Japaner leben mit diesen Gefahren. Es gibt an vielen Orten Schutzräume und die Gebäude sind von alters her speziell gebaut, sodass sie Erdbewegungen bis zu einem gewissen Grad austarieren können. Die Vorteile: fruchtbare Vulkanerde und heiße Quellen werden genutzt.

Ich will zum Pazifik – aber der Bus hält nicht an. Wir passieren die langen Brücken des Hafens von Tokyo und Yokohama. Wir fahren an der traumhaft schönen Küste entlang nach Süden – aber der Wagen, er rollt. Durch das Fenster sehe ich die Wellen heranbrechen, ihre Spuren im Sand hinterlassend, bevor sie sich wieder zurückziehen. Und irgendwo am fernen unsichtbaren Horizont sind Traumländer wie Papua-Neuguinea, Australien, Neuseeland und Polynesien. Ich muss definitiv nochmals auf die Welt kommen – aber man würde wohl nie fertig werden, alles zu entdecken.

Der Name des Pazifischen Ozeans bedeutet ‚Der Friedliche‘ vom lateinischen pacificus oder auch der Stille Ozean, weil die frühen Seefahrer glaubten, dass er ruhiger sei als der Atlantik. Er ist der größte und tiefste und grenzt an alle anderen Meere, aber er mischt sich nicht, weil er einen geringeren Salzgehalt hat und somit eine geringere Dichte.

Ich sehe Menschen am Strand – ein Brautpaar posiert für Fotos – was für eine Kulisse! Und dann gelangen wir nach Kamakura.

In Kamakura schaffe ich es fast, meine Füße in das Meer zu tauchen, aber die Zeit reicht dann doch nicht. Der Wagen rollt weiter zum nächsten Tempel. Kamakura ist ein beliebter Badeort in einer sehr schönen Bucht. Als jahrhundertelanger Sitz der Shogune war sie eine der größten Städte im 13.Jhdt. Für ein kleines, feines Mittagessen reicht es aber doch. In einer der bezaubernden Seitenstraßen finde ich ein winziges Izakaya mit drei Tischchen und bestelle Reis. Das Besondere – er ist mit Lachs und Kräutern bestreut und mit heißem grünem Tee – Matscha – übergossen. Als Getränk werde ich eingeladen, mir von einer Zapfsäule ein Glas kalten Matscha zu zapfen – so wie Bier. Es schmeckt köstlich. Matscha ist immer und überall – es gibt sogar Matscha-Eis.

© Christine Sollerer-Schnaiter 2024-02-14

Genres
Romane & Erzählungen, Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Emotional, Informativ, Inspirierend, Entspannend