von Felix Roshardt
Jetzt in der Quarantäne habe ich Zeit über die Zeit nach der Pandemie nach zu-denken. Ich stelle mir das herrlich vor:
Die Luft, die ist besser, die Natur riecht intensiver. Ist ja klar, fast keine Autos auf den StraĂźen. Die Menschen sind zu FuĂź, mit dem Rad unterwegs. FrĂĽher waren viel mehr Flieger ĂĽber uns. Heute muss jeder wieder etwas sparen, damit in der Welt herum geflogen werden kann. Die Fluggesellschaften haben bemerkt, dass die Tarife vor der Krise viel zu tief waren.
Ich kenne meine Nachbarn jetzt alle, oben, unten, rechts und links. Sogar die Jungs von der WG vis a vis winken immer fröhlich hinüber. Bekannte auf meinen täglichen Spaziergängen haben immer die Muße, mit mir ein paar Worte zu wechseln. Mein Sohn macht weiterhin Home Office. Das funktioniert bestens und er hat Zeit für seine Tochter. Viele tun im gleich und viele Eltern haben gemerkt, dass ihr Kind nicht überbegabt ist, aber auch nicht wirklich blöd. Ja, sie haben entdeckt, dass ihre Kinder unglaubliche Talente haben, von denen sie keine Ahnung hatten. Die Lehrer können die Erziehung der Kinder wieder aufgeben, die Eltern wollen das wieder selber an die Hand nehmen. Also Zeit für die Lehrpläne.
Ich habe mir eine Parlamentsdebatte angeschaut: sehr fundiert, sachlich und ruhig wird argumentiert und palavert. Anpatzerei? Unterstellungen? Persönliche Angriffe? Das gab`s vielleicht frĂĽher mal, aber jetzt…. In den sozialen Medien wird sehr höflich geschrieben und sogar unter dem eigenen Namen seine Meinung kundgetan… einfach nur schön.
Mein Nachbar hat festgestellt, dass es in unserer Stadt auch Händler gibt, Bäcker, Greissler und Handwerker. Er kann sogar Online bestellen. In Ă–sterreich, in Europa…kein China, oder Amerika mehr. Es gibt genĂĽgend Lebensmittel aus der Region. Er nimmt sogar wahr, dass wir äuĂźerst nettes Personal haben beim nächsten Lebensmittelhändler, im Restaurant. Er ist ganz begeistert von unserem Wochenmarkt. Er hat vor lauter Online Bestellungen machen, nicht gewusst, dass wir hier so ein breites und frisches Angebot haben in der Stadt. Er ist glĂĽcklich.
Ich freue mich über das ruhige Verhalten der Mitmenschen. Sie sind gelassen und geduldig. Sie zucken nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit aus und ich habe gehört, dass die Kriminalstatistik über Gewalt in der Gesellschaft sehr zurückgeht.
Sehr erstaunlich, wie die Wertigkeit gestiegen ist. Die Verkäuferin/Verkäufer, die Pflegerin/Pfleger, die Haushaltshilfen, Arzt/Ă„rztin etc etc…werden wieder geachtet/beachtet. Ihre Wertschätzung und Ansehen ist enorm gestiegen. Das ist doch sehr erfreulich. Keiner mehr rĂĽmpft die Nase, wenn seine Schwiegertochter „nur“ eine Verkäuferin ist.
Eines mag ich nicht mehr. Ăśberall dorthin gehen, wo so viele Menschen sind wie vor der Pandemie—- denn, man weiss ja nie, was/wie da wieder etwas ausbrechen könnte und es wäre schade, wenn wieder solche Zustände antreffen wĂĽrden wie vor Corona.
Bleibt gesund, der Pensionist
© Felix Roshardt 2020-03-24