von Anja Milic
Mit dem Finger in den Himmel zeigend sagte mein Liebster: „Schau!“. Und da war er… ein riesiger Wolkenphönix im Himmel. Wie gemalt. Man konnte jedes Detail sehen – die Flügel weit ausgebreitet, der Kopf und Schnabel in die Höhe gerichtet und sogar mit wunderschönem Schwanz und Kopfschmuck.
Laut Wikipedia ist der Phönix ein mythischer Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt und stirbt, um aus dem verwesenden Leib oder aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Die Redewendung „Wie ein Phönix aus der Asche“ steht für etwas, das schon verloren oder aufgegeben geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint und wiedergeboren wird.
Persönlich habe ich mich schon lange mit dem mystischem Tier vergleichen können. Immer als ich am niedrigsten Punkt gelandet bin, raffte ich mich wieder auf und ließ mich nicht unterkriegen. Nicht jeder verstand meinen Kampf, gegen mich selbst und die Welt. Aber nicht jeder konnte sich auch in meine Situation und somit meine Entscheidungen reinversetzen. Also achtete ich nie darauf was andere sagten und ging meinen Weg. Ich kämpfte, ich „verbrannte“, ich stand aus der Asche empor, lebte und kämpfte weiter. Als Andenken an alles was ich durchlebte, ließ ich mir vor ein paar Jahren ein selbstgezeichnet Phönix-Tattoo stechen.
Der Phönix am Himmel schien wie ein Zeichen. Und ich glaube an Zeichen. Bin der bescheidenen Überzeugung, dass uns im Leben das Universum selbst oft jene schickt. Der Trick liegt darin sie lesen und für sich selbst deuten zu können.
Da wir, als Paar und Familie, gerade in einer sehr großen Wandlungszeit sind, war dieses Zeichen für uns etwas Besonderes. Wir hatten gerade Mal genug Geld um normal zu funktionieren, ohne uns zu viel Extras zu leisten. Was wir den Kids nicht kaufen konnten, machten wir mit gemeinsam verbrachter Zeit und viel Liebe weg. Es gab noch einiges abzubezahlen… Beide finanzieren wir noch immer unsere Ex-en und haben offene Kredite. Er, weil er ein gutes Leben seiner Familie geben wollte und ich, weil ich experimentelle und von der Krankenkasse nicht anerkannte Leistungen, OPs und Mittel selbst finanzierte. Die Wohnung in der wir momentan leben ist lärmtechnisch einfach die Hölle. Wir wollen weg, aber es gibt nicht viel Hoffnung Geld aufzutreiben für die Kaution und fristgemäß die jetzige Wohnung zu verlassen. Wir gehen die potenzielle neue Wohnung trotzdem anschauen… und… sind BEGEISTERT!
Was nun? Was machen, wenn sich alle Türen und Fenster direkt vor deiner Nase schließen? Wenn man weiß, dass man etwas gewaltig Gutes haben könnte, aber es fehlt einiges, um es zu realisieren. Man sucht nach einem Ausweg, grübelt, wartet auf Zeichen.
Und da war er, in all seinem Ruhm und all seiner Pracht… unser Zeichen, unser Phönix! Wie es weiter geht? Werden wir sehen. Aber ich bin froh, dass das Universum so direkt geworden ist und mir zuerst einen Engel schickt – meinen Liebsten, und nun auch mich vergewissert, dass alles gut gehen wird… so oder so!
© Anja Milic 2020-08-11