von Franziska Krenn
Vergraben in meinen Büchern sehe ich Pärchen Hand in Hand an mir vorbeiziehen. Sie lachen und lieben sich, doch dieser Anblick bringt mich immer wieder dazu mich zu fragen: Sind sie für einander geschaffen? Sind sie der Traum des jeweils anderen, oder sind sie nur da, um ein Loch zu füllen, welches ein Partner davor in ihnen hinterlassen hat?
Denn wenn ich etwas in meinem, bisher noch nicht allzu langem, Leben gelernt habe, dann, dass es für jeden Menschen nur die eine gibt. Nur die eine, wahre, reine Liebe. Sobald wir die verlieren, wird diesen Platz nie wieder jemand einnehmen können, egal wie sehr wir es auch wollen. Einige Menschen sind nicht dazu bestimmt, dieses Leben mit dieser einen Liebe zu verbringen. Wir lassen uns auf Menschen ein, von denen wir glauben, sie wären es, doch diese eine Liebe kann nur einmal erlebt werden. So sehr es auch schmerzen mag, denn ich weiß wie es ist, sein Leben ohne sie zu verbringen, so real ist es nun mal.
Meine Bücher und ich, das ist, woraus mein Leben besteht. Das ist, was mich, meistens, erfüllt. Hier ist kein Platz für diese Liebe. Ich habe akzeptiert, dass das Leben für mich anderes im Sinne hat. Es gibt Größeres als die Liebe zwischen zwei Menschen. Wenn man sich sein ganzes Dasein lang nur damit beschäftigt, wer sein Ergänzungsstück ist, wird man niemals bemerken, dass man es selbst ist.
Wie oft wurde schon von der Liebe erzählt oder über sie geschrieben? Es gibt noch so viel mehr. Nicht, dass ich die Menschen, welche ihr Leben der Zweisamkeit oder der Familie widmen verurteile, ich denke sie sind dazu berufen. Doch wir, einsame Poeten im Keller dieses sinkenden Schiffes, sind es eben nicht. Diese Erkenntnis mag schmerzen und wir mögen uns ungerecht behandelt fühlen, aber dieser Schmerz ist, was uns antreibt. Wir sind die, die dramatische Geschichten über verlorene Liebe und nasse Augen schreiben, die jenen Menschen, die sich der Liebe versprochen haben, Hoffnung und Kraft geben. Die meisten von uns mussten auf traurigem Wege begreifen, dass dies nun einmal unsere Rolle in diesem Leben ist.
Wie viele unsere Gattung gibt es, die in einer harmonischen Beziehung zu ihrer großen Liebe leben und trotzdem Werke Shakespeare ähnlicher Dramaturgie hervorbringen?
So werde auch ich weiterhin, mit dieser oft schwer zu akzeptierenden Tatsache, zwischen Stift und Papier sitzenbleiben und schreiben, bis ich eines Tages unter meinen eigenen Worten begraben werde.
© Franziska Krenn 2021-06-20