Der Preis der Rache

Hätte wissen müssen, dass das alles nicht so einfach ist. Man steht nicht einfach ohne Preis wieder auf, nachdem man hinterrücks von seinem besten Freund erschossen wurde. Ich war mir immer bewusst, dass mein Leben wahrscheinlich in Gewalt enden würde. So läuft das nun mal, wenn die beste Kopfgeldjägerin des ganzen Landes sein ist und somit zu einer Zielscheibe für Mächte wird, die einen verschwinden lassen möchten. Am Anfang war es noch lustig, aber schnell nur noch ermüdend. In gewisser Weise war ich sogar froh, als mich die Kugeln trafen und mir endlich Ruhe gönnten.

Nur ist nichts im Leben so einfach. Ich wachte nämlich wieder auf. Sehr zum Leidwesen meines Kumpels. Diese Begrüßung ins nächste Leben war zwar ziemlich unangenehm, aber ich hatte ja etwas zu tun. Und ehrlich? Ich war nicht bereit, zu sterben, ohne mich bei meinem guten Freund zu revanchieren. Ein Duell suchen, weil ich ihn verärgert habe? Hätte ich verstanden, habe selbst genügend Leute auf dem Gewissen, vielleicht auch jemanden, der ihm wichtig war. Mir hinterrücks sechs Patronen in den Rücken jagen? Dafür habe ich kein Verständnis. Anscheinend gab es da auch jemanden, der mir dabei zustimmte. Eine Person, die mir diesen Wunsch nach Rache erfüllen konnte. Dies wäre etwas, das sie nur zu gut verstehe, und sie bot mir an, dass ich zurück und meine Vergeltung verüben könnte.

Der Deal war einfach zu gut. Hätte merken müssen, dass da was nicht stimmt. Ich fragte nach dem Preis, und die Person versprach mir, dass es nur ein paar einfache Aufgaben wären, die ich zu erfüllen hätte. Unglaublich, dass ich so naiv war und zustimmte.

Jetzt sitze ich hier, Messer in der Brust und schaue in die schreckerfüllten Augen einer jungen Frau, die geglaubt hatte, einem Pakt mit meiner Meisterin zu entkommen. Sie war verzweifelt gewesen, und wollte nur ihr Kind retten. Dafür hat die Meisterin kein Verständnis. Die Frau hat versucht, mich aufzuhalten. Sie sollte wissen, dass man Sie nicht verraten kann, wenn man einen Pakt schließt, muss man seinen Teil erfüllen. Das Kind ist verloren, ob die Arme will oder nicht. Ich bin nur dafür da, die Schulden einzutreiben, wenn jemand clever sein will. Sie erinnert mich an mich selbst. Nur hat sie’s jetzt hinter sich. Ich ziehe das Messer aus meiner Brust und steche zu. Das Leben weicht aus ihren blaugrauen Augen. Sie weiß jetzt, dass die Meisterin ihr Kind geholt hat. Am Anfang war es erfüllend. Die Angst in den Augen der Bastarde zu sehen, die zwischen mir und diesem Dreckskerl von einem Freund standen. Als ich plötzlich vor ihm auftauchte, meine Augen brennend wie Feuer, mein Revolver schneller als alle anderen. Zu fühlen, wie die Meisterin ihre Seelen sammelte und sie in ewige Qualen stürzte war das schönste Gefühl, das es für mich gab. Dadurch bemerkte ich erst viel zu spät, was für einen Preis ich zahlen musste. Denn als mein Kumpel tot war, bekam die Meisterin noch eine weitere Seele. Meine. Es war bei weitem nicht die Letzte. Und das hatte Xarna von Anfang an geplant.