Man nehme einen Protagonisten, oder eine Protagonistin, aber bleiben wir klassisch. Dieser Protagonist braucht eine Situation, am besten eine, die ihn ideal beschreibt. Der Protagonist sollte den meisten gesellschaftlichen Idealen entsprechen, wenn nicht, sollte er interessant sein. Auf alle Fälle muss er nicht sympathisch wirken, zumindest nicht im ersten Moment. Selbst die versiertesten Leser vergessen oft, dass ein Protagonist keine natürliche Person sein muss. Ein Tier, eine Nation, ja selbst Sachgegenstand kann ein Protagonist sein.
Wenn man einmal den Protagonisten erschaffen hat, geht es darum, seine Geschichte zu erzählen. Alles dreht sich um den Protagonisten. Alles spielt sich in seinem Umfeld ab. Das Umfeld ist nur ein Nadelöhr, aber das reicht, die gewöhnliche Leserschaft kann sowieso nicht mehr als kleine Handlungen, humorvolle Anekdoten nachvollziehen. Oft passiert es jungen Autoren, dass ihre Geschichte an Logik fehlt. Der Autor beschreibt zum Beispiel die Umgebung zu wenig, er fokussiert sich zu sehr auf das Geschehen. Ein guter Rat an dieser Stelle lautet: Autoren beschreiben nur Eindrücke, der Leser kreiert sich die Geschichte selbst.
Da nur wenige Autoren mit der Definition und Bedeutung von Logik vertraut sind, lohnt es sich, einen Augenblick bei diesem Begriff stehenzubleiben. Denn Logik ist nicht gleich Logik. Es kommt immer darauf an welche Prämissen und Axiome (hochgeschwollen für „Voraussetzungen“) man setzt, wenn Menschen in einer Geschichte nur auf allen Vieren gehen, dann ist das eben so. Aber der Autor muss jede daraus folgende Konsequenz beachten. Wenn alle auf ihren Füßen und Händen gehen, dann kann der Autor nicht mehr von einem Schuhpaar reden, sondern einem Schuhquartett. Wenn in einer Erzählung Menschen fliegen können, dann werden Flugzeuge obsolet.
Oft unterschätzt wird der Gebrauch von Stilmittel. Das liegt auch teilweise daran, dass sie im allgemeinen Sprachgebrauch kaum mehr genutzt werden. Früher war es durchaus üblich, dass ein amtlicher Sachbearbeiter oder hochoffizieller Richter die ein oder andere Pointe während seiner Tätigkeit von sich gab, heute wäre das „unseriös“. Die, die heute noch Stilmittel verwenden, wirken abgehoben und ironischerweise auch dümmlich, denn man sagt ihnen nach, sie wären nicht in der Lage, sich einer formalen Sprache zu bedienen.
Wir wiederholen: Der Protagonist soll gut und sauber beschrieben werden, anschließend seine Geschichte und sein Umfeld ausreichen beschreiben werden. Genauso soll die Logik schlüssig und nachvollziehbar sein, am besten mit vielen künstlerischen Satzstrukturen untermauert werden.
Zu guter Letzt lässt sich noch eine Sache sagen. Eine Erzählung darf nie leicht verständlich, vorhersehbar sein. In dem Moment, in dem ein Leser den Autor durchschaut hat, ist alles verloren. Es ist eine Schande, wenn jemand seinen Intellekt nicht ausreichend verwendet, um etwas Originelles, Unerwartetes zu schreiben. Denn wenn der Leser schon weiß, was kommen wird, dann muss man nicht mehr weiterlesen, dann hilft selbst der interessanteste Protagonist nicht weiter.
© Ravayavaw Qazapalay 2024-02-03