Eben noch musste man vor der Sonne Schutz suchen, da wird es plötzlich dunkel. Eine große schwarze Wolke hat sich über den Himmel gezogen.
Sanft berĂĽhren die ersten Tropfen die erhitzte Haut. Der Wind bringt frische Luft.
Die Kinder kommen unter einem Baum hervorgelaufen und drehen sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis. Sie wollen den Regen spĂĽren.
Das Prasseln wird stärker. Ein Blitz taucht die Landschaft in ein helles Licht, das sogleich wieder verschwindet. Jetzt der grollende Donner. Es wird zu viel und die Kinder fliehen ins Trockene.
Durchnässt beobachten sie, wie die Tropfen auf den Steinboden der Terrasse fallen.
Er kann tanzen. Der Regen kann tanzen!
Tatsächlich. Die Tropfen fallen auf das Nass der Steine, drehen Pirouetten und ziehen dabei Ringe. Wie die kleinen Schwäne in Tschaikowskis Ballett hüpfen sie in den See. Noch einmal ein Blitz, dann ein Donner. Der böse Zauberer sucht die Prinzessin! Doch die Schwäne bewachen sie gut. Mithilfe des Windes wirbeln sie über das Wasser, um ihn in die Irre zu führen.
Nun schieben die ersten Sonnenstrahlen die dunkle Wolke beiseite. Der Wind wird schwächer, die Tropfen werden weniger und das Wasser auf dem Steinboden beruhigt sich allmählich. Der Prinz hat die Prinzessin gefunden. Der Zauber ist gebrochen. Die Schwäne weichen dem Licht, das überallhin Glitzersteine malt. Jetzt wird Hochzeit gefeiert.
Ob die Schwäne beim nächsten Gewitter wieder tanzen werden?
© Anna-Katharina Plach 2020-10-09