von Ulrike Sammer
Im unteren Mühlviertel, dem Bayrischen Wald und in Randgebieten Tschechiens kann man eine große Anzahl von seltsamen Steinformationen finden. Mein Mann und ich haben viele aufgesucht und haben sehr oft eine erhöhte Energie feststellen können.Auch wenn nicht jeder Stein gleich ein Wunder-, Schalen- oder Pechölstein ist, so hat fast jeder alte Bauernhof seine eigenen Felsen mit Türmen, Überhängen, Durchschlüpfen und Nischen in fantastischen Formen. Manchmal bilden die Steine einen großen Unterstand, bei einem anderen führt eine Durchschlupfspalte in eine höhlenartige Erweiterung. DieSchalenauf den Granitblöcken werden allgemein innatürlich entstandene und künstlich gefertigte gegliedert: natürlich entstanden durch Auswitterung, tropfendes Wasser, Wassermühlen und künstlich ausgeriebene oder ausgestemmte. Sehr wahrscheinlich sind bestimmte Stellen seit altersher immer wieder aufgesucht worden. Die oft auffallend phallische Form gewisser Steine war offensichtlich als eine besondere göttliche Offenbarung verstanden worden: hier sollte der Mensch seine Wünsche deponieren und Opfer darbringen. Immer dürfte die Fruchtbarkeit eine entscheidende Rolle gespielt haben. Nach Anweisungen einer Reihe von Konzilen vom 5. bis 7. Jh. waren die Opfersteine zu zerstören oder einzugraben. Wo sie weiter bestanden, wurden sie nach christlichen Legenden umgedeutet. Das ist etlichen Menhiren in anderen Ländern auch passiert.
Typisch für das Mühlviertel sind die „Steinbloß-Häuser“, gefleckte weiße Häuser mit unverputzten grauen Steinen an den Wänden. Diese Höfe wurden mit sogenannten Findlingen oder aus Steinbruch-Granit errichtet. Sie sind aus der Not entstanden: Kalk war selten und teuer, so begnügte man sich mit dem Verputzen der Zwischenräume zwischen den Steinen. Heute sind diese Häuser wieder sehr gepflegt und ein beliebtes Fotomotiv.
Der sehr haltbare Granit war zwar schwer zu bearbeiten, aber dann unverwüstlich. So waren die „Perger Mühlensteine“ berühmt. Mein Mann und ich waren im Steinbruch bei Perg und sahen uns an, wo die Mühlensteine unendlich mühsam direkt im Steinbruch herausgebrochen wurden. Im Stadtmuseum wurde uns diese Schwerstarbeit erklärt.
Der Granit wurde auch von Steinmetzen für ewig haltbare Behälter und Tröge in allen Größen bearbeitet. Einige dieser Steinmetzbetriebe gibt es auch heute noch. Wir sahen, wie heikel die Arbeit an den oft großen Blöcken war, denn wenn beim Aushöhlen auch nur der kleinste Riss entsteht, war der Behälter unbrauchbar. Er konnte nicht mehr verkauft werden und der Erlös vieler Stunden schweißtreibender Mühsal war dahin.
Ich war so beeindruckt von dieser Arbeit und auch von der Schönheit des Granits, dass wir einen kleinen Trog für Ferkel kauften. Er steht nun in unserem Garten und ist mit „Fetten Hennen“ bepflanzt. Ich kann mich daher auch im Winter daran erfreuen.gewißer
© Ulrike Sammer 2021-02-19