Der rosarote Panther

Petra Dinhof

von Petra Dinhof

Story

Eines kann ich: spontan auf Unerwartetes gut reagieren. Der Gedanke im Vorfeld, dass speziell auf der Bühne etwas nicht wie geplant laufen könnte, macht mich nervös und unrund. Wenn dann aber wirklich etwas passiert, fällt mir immer etwas Brauchbares ein.

Ich bin ja der Überzeugung, dass das für die meisten Menschen gilt: in der Vorstellung haben wir oft Ängste und Sorgen, dabei könnten wir zumeist darauf vertrauen, dass es immer eine gute Lösung für alle Eventualitäten gibt. In Kursen rund um den Arbeitsmarkt, wie z.B. im Bewerbungstraining, habe ich als Trainerin oft im Zusammenhang mit Vorstellungsgesprächen Unerwartetes ausprobiert, weil die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Seminare Angst vor einem „Blackout“ oder anderen Unannehmlichkeiten bei so einem wichtigen Termin hatten. Später haben viele erzählt, dass ihnen genau dieses Bewusstsein, eben, dass es immer irgendwie weiter geht, sehr geholfen hat.

Manchmal werde ich aber doch auf die Probe gestellt:

„Dinner&Crime“ – interaktives Theater im eleganten Casino Baden war angesagt. Ich spielte die überdrehte, dominante Waisenhaus – Direktorin und sollte gleich bei meinem 1. Auftritt einen Monolog halten, in dem 2 Tafeln eine wichtige Rolle spielten: auf einer war ein altes Haus abgebildet, auf der anderen der Plan eines großen Gebäudes. Wenige Minuten vor meinem Auftritt fragte ich die Abendspielleiterin, die für die Requisiten zuständig war, ob die Tafeln eh auf der Bühne wären. Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte erschrocken: „Oh, die sind gar nicht da!“ Ich zischte sie an: „Waaas? Ich brauche die Tafeln! Jetzt! Sofort!“ Furchtbar aufgeregt rannte ich im nächsten Augenblick in Stöckelschuhen, im rosa Minikleid mit ebenso rosa Federboa hinter der Bühne durchs Casino, um hektisch passende Bilder zu suchen. Sicher ein seltsamer Anblick! Darum konnte ich mich aber jetzt nicht kümmern! Da! Ein Bild, das ein altes Haus zeigte! Ich nahm es einfach von der Wand – ein bissl schwer war das Bild – egal! Ein Hausplan war aber beim besten Willen nicht aufzutreiben!

Ein Mitarbeiter im Büro des Casinos meinte scherzhaft: „Nehmen´S doch den Paulchen Panther!“ Was? Bitte, ich habe jetzt wirklich keine Zeit für solche Scherze, hmm, obwohl… entschlossen nahm ich das giftgrüne Stickbild mit dem „Rosaroten Panther“ von der Wand und lief gerade noch rechtzeitig mit beiden Bildern auf die Bühne, ohne auch nur im Ansatz zu wissen, was ich damit machen würde.

Dann hielt ich meinen dramatischen Monolog. Anstatt die Hauspläne zu zeigen, beschuldigte ich kurzerhand das Publikum, die Pläne gestohlen und mir dieses „Stick-Kunstwerk“ untergejubelt zu haben, worauf eine lustige Suche nach der richtigen Tafel mit dem Gebäudeplan begann und alle sehr amüsiert waren. Irgendwie spielten wir das ganze Stück dann so, dass am Ende die Kriminalgeschichte stimmte und sich die Leute gut unterhalten hatten.

Viel Aufregung um nix, alles ist gut!

© Petra Dinhof 2020-02-29

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