von Päter_Runkverr
Vor milliarden von Jahren… nein, es war einfach schon ein bisschen länger her, ging ich mit ein paar Freunden zum MADSEN-Konzert in der Arena Wien (große Halle). Um gute Plätze ganz vorne zu bekommen, warteten wir mit vielen anderen vor den noch geschlossenen Türen. Plötzlich spürte ich, wie sich jemand an mir vorbeidrängeln wollte und Ärger stieg in mir hoch. Wer weiter vorne stehen möchte, muss früher kommen. Alle die hier mit mir vor den Türen zur Halle stehen, haben viel Wartezeit auf sich genommen um hier stehen zu können. Zu spät kommen und drängeln ist einfach nicht drin und dann tippste mir der Typ auch noch ernsthaft auf den Rücken. Mich mental auf eine heftigere Diskussion vorbereitend, drehte ich mich um und da stand er plötzlich. Der Sänger von MADSEN. Das Idol von allen hier, mitten in der Menschenmenge und niemandem fiel es auf. Als er bemerkte, dass ich ihn erkannte, sah er mich flehend an, legte seine gefalteten Hände bittend auf seine Lippen und als er bemerkte, dass ich seiner Bitte nachkam, klopfte er mir dankend auf die Schulter, ging weiter Richtung Halleneingangstür, die kurz einen Spalt aufging und er verschwand. Erst zu diesem Zeitpunkt hörte man vereinzelte Stimmen: „Heee… war das nicht der Sebastian?“ „Geh bitte, glaubst ernsthaft, der geht mitten durch sein Publikum? Der ist ja nicht deppert.“ etc.
Warum der Sänger von MADSEN das gemacht hat, werden wir wohl nie erfahren, aber spannend daran ist doch viel mehr, dass zu diesem Zeitpunkt schon fast alle Konzertbesucher da waren, die später in der ausverkauften Halle zur Musik tanzten und mitsangen und in die große Halle in der Arena passen doch knapp 500 Leute. Wie konnte es sein, dass ihn niemand erkannte? Hatte er es bei allen an denen er vorbei musste, mit der gleichen Nettigkeit geschafft wie bei mir? War kein einziger hysterischer Fan unter den Konzertbesuchern, der sich trotzdem nicht halten konnte? Lag es am mangelnden Selbstbewusstsein der anwesenden Fans? „Neben mir würde doch niemals mein Idol stehen. Wer bin ich schon? Das kann einfach nicht sein.“ Oder war es einfach eine Aneinanderkettung glücklicher Zufälle, aus der Sicht des Sängers in dieser Situation, dass 500 Fans ihr Idol nicht erkennen, wenn es direkt neben ihnen steht und wäre in jedem anderen Fall zu einem hysterischem Massengekreische geworden?
Wenn ich einmal in die Verlegenheit kommen sollte, Bestsellerautor, Rockstar oder erfolgreicher Kabarettist zu sein, werde ich es ausprobieren und euch davon berichten. Sollte mir das überraschenderweise nicht gelingen, bitte ich die Rockstars, Bestsellerautoren oder erfolgreichen Kabarettisten die das gerade lesen, für uns alle auszuprobieren und uns das Ergebnis mitzuteilen. Na, Herr Strolz, was sagen Sie dazu? ;)
© Päter_Runkverr 2019-10-17