Der Schatz im Silbersee

Story

Eigentlich hatte ich drei SchÀtze im Silbersee. Ich war hin & hergerissen zwischen Pierre Brice, dem wunderschönen Winnetou, Lex Barker, dem mÀnnlichen Old Shatterhand, der so mÀnnlich anscheinend gar nicht war im wirklichen Leben, und Götz George, schön UND mÀnnlich zugleich. In meinen 15-jÀhrigen Augen.

Wenn ich mir heute diese Filme anschaue, sehe ich noch das BRAVO-Poster in meinem Zimmer vor mir, das ich mit meinem Bruder teilte.

Götz George war mit zwei Hundertstel Vorsprung mein Favorit. Ex aequo am 2. Platz Pierre und Lex. Götz, der Göttliche, trug im Silbersee zwei Hemden, eins rot, eins blau. Auch die beiden fand ich so schön, dass ich mich fĂŒr keines entscheiden konnte.

Gerade reitet er wieder, im Osterprogramm des ORF. Das Pathos, die Gemetzel, das bunte SW-Bild. Man wusste immer, wo die richtige Seite war. War das alles einfach damals. Aber doch auch kompliziert. Und vor allem unendlich traurig. Dass Nschotschi gleich im ersten Teil sterben musste, seh ich bis heute nicht ein. Das muss doch nicht sein beim Film! Das geht auch anders. Ich weiß das.

Man muss doch auch ein bisschen RĂŒcksicht auf die seelische Verfasstheit der Zuschauer nehmen! Marie Versini war kerngesund. Die hĂ€tte noch viele Jahre leben können und mit Lex Barker wunderschöne Halbblut-Kinder machen. Ihr hĂ€tte ich ihn von Herzen gegönnt und ich hĂ€tte dann nur mehr die Qual der Wahl zwischen Götz im blauen, Götz im roten Hemd und Winnetou gehabt. Der hatte Gott sei Dank immer dasselbe an. Aber der interessierte sich nur fĂŒr Lex Barker und sein Pferd Hatatitla.

Die Karin Dor hĂ€tte ich halt ausschalten mĂŒssen. WĂ€r mir sehr schwer gefallen, ehrlich gesagt. Die fand ich auch so schön. Wie sie und Götz da beide am Marterpfahl geschmachtet haben! Wenn ich einen von den beiden hĂ€tte retten mĂŒssen, das wĂ€re echt eine schwere Entscheidung gewesen. Gott sei Dank war Götz mit einem Lederband gefesselt. Er rollte sich zum nahegelegenen Fluss, befruchtete die Fesseln
das befruchtet stammt jetzt wieder von meinem Sprachberater Google. Befeuchtet soll das natĂŒrlich heißen. Und so gelang den beiden die Flucht.

Er ließ sein wunderschönes blaues Hemd zurĂŒck. Ich rief ihm noch zu: Götz, bitte!!! Dein blaues Hemd! Aber erstens hörte er nicht auf mich, zweitens hatte er natĂŒrlich einen umwerfenden Oberkörper, das wusste auch Horst Wendlandt, der Produzent. Und der wollte auch ins Bild, der nackte Oberkörper nĂ€mlich. Das sah ich, trotz meiner tiefen Verzweiflung ja alles ein. Auch daß das Hemd beim Durchtauchen durch den ĂŒberirdisch schönen, smaragdgrĂŒnen Fluss nur gestört hĂ€tte. Das wusste ich ja alles. Trotzdem hab ich dem blauen Hemd lange nachgetrauert. Wenigstens hatte ich es in BRAVO-Lebensgrösse.

Und nur so nebenbei: Die Karin Dor musste in voller Montur schwimmen, mit langem Rock und Stiefeln! Aber natĂŒrlich hĂ€tte man gesagt: Karin, wenn du so schamlos herumschwimmst, musst du dich nicht wundern, wenn dir Mario Adorf an die WĂ€sche geht. Da ist natĂŒrlich was dran!

© 2022-04-14

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