von Dorothée Deitert
Das wunderschöne Muranoglas kennen wohl die Meisten. Aus kunterbunten Farben werden in Handarbeit schöne Figuren und Schmuck hergestellt, und zwar in Glasbläsereien auf einer kleinen Insel in der Lagune von Venedig. Die Glasbläser-Werkstätten wurden schon früh aus Venedig ausgelagert, um Brände in der Stadt zu vermeiden.
Gleich neben der Insel Murano befindet sich die Insel Burano. Mit dem öffentlichen Schiffstaxi ist man schnell von Venedig nach Burano geschippert. Schon vom Wasser aus kann man die vielen bunten Häuser leuchten sehen. Und was noch nicht zu übersehen ist: ein großer Glockenturm am Hafen. Ich versicherte mich, dass das Boot nicht wankte, drehte meinen Kopf ein bisschen, um zu überprüfen, ob mein Blick einfach nicht gerade ausgerichtet war, aber da war alles ok. Der Turm ist doch tatsächlich schief! Denn nicht nur im weltberühmten Pisa sacken Türme ein, nein, schiefe Türme gibt es in ganz Italien zu bestaunen. Der Boden, der aus Lehm und Sand besteht ist nicht fest genug, um so viel Gewicht auf einmal tragen zu können. Je weicher der Boden, desto schiefer senkt sich der Turm ab.
Aber das hat auch seine guten Seiten. Somit ist das Stadtbild unverwechselbar und man hat von jedem Platz auf der Insel einen Anhaltspunkt, wo und wie weit der Hafen entfernt liegt. So kann man ungefähr abschätzen, wie lange es dauern würde, ihn zu erreichen, damit man sein Boot nicht verpasst.
Um entspannt durch Burano zu laufen ist es sehr sinnvoll, auch die kleinen, engen Gassen zu nutzen und nicht nur auf dem Hauptweg zu bleiben. Am großen Kanal entlang kommt man an allerlei Souvenirläden vorbei. Geht man durch die kleinen Gassen hindurch erlebt man das wahre Leben Buranos. Da hängt die Kochwäsche zwischen zwei Häusern an der Leine und eine kräftige Italienerin trägt einen großen Bottich selbst gemachter Nudeln von einem Haus ins andere. Die Haustüren sind nicht weiter abgesperrt, lediglich ein Vorhang schützt vor neugierigen Blicken.
Eine weitere Besonderheit von Burano sind die vielen bunten Häuser. Im Prinzip besteht Burano aus vielen Reihenhäusern, die genau so auch in Venedig zu finden sind. Aber anders als in Venedig ist jedes einzelne Haus in einer anderen, kräftigen Farbe bemalt. Zwei angrenzende Häuser dürfen nicht in derselben Farbe gestrichen werden. Lebt man in einem grünen Haus, möchte es aber lieber gelb anmalen, so dürfen die Nachbarhäuser nicht auch schon gelb gestrichen sein. Somit ist auch deutlich zu sehen, wie schmal die einzelnen Häuser in Wirklichkeit sind. Besonders schön leuchten die Farben, wenn sie sich im Wasser des Kanals spiegeln. Ursprünglich war der Gedanke, den Fischern den Weg nach Hause zu zeigen, da es in den Lagunen im Winter schnell neblig werden kann.
Die Fische, die dort vor der Küste zu finden sind, werden natürlich auf den Märkten präsentiert. Ich habe dort einen Fischkopf entdeckt, dessen langes Schwert bestimmt einen halben Meter in die Höhe ragte.
© Dorothée Deitert 2021-03-08