Der schönste Beruf der Welt und Corona.

MadonnaKlara

von MadonnaKlara

Story

Ein Jahr Witwe, ich habe gedacht nach 1 Jahr ist alles anders. Ich habe brav alle Jahreszeiten, alle Geburtstage, wichtige Tage durch lebt und durchgestanden. Ein naiver Teil in mir hat dieser These geglaubt und gedacht dann wird alles gut. Pfeifferdeckel, mein Mann ist immer noch weg, ich bin immer noch traurig und fühle mich verlassen und vom Schicksal (ein mieser Verräter) gemein behandelt. Ich habe versprochen, nach einem Jahr über eine Katze nachzudenken, über einen Untermieter, über Elite Partner oder wie der Schmarrn heißt. Nichts, kein Versprechen gehalten. Statt das alles Gut wird kam und kommt Corona.

Schlimmer geht anscheinend immer. Ich habe den schönsten Beruf der Welt und gehe gerne arbeiten. Ich arbeite bei und mit Menschen mit Behinderungen. Mein Beruf ist abwechslungsreich und die Aufgaben und das direkte, klare Leben, voller ehrlicher Begegnungen erfüllt mich mit Freude. Menschen mit Down-Syndrom haben mir mit meiner Traurigkeit geholfen, wie kein anderer.

Und jetzt ist da dieses Arsch -Virus. Macht uns Angst. Egal ob du eine Behinderung hast oder nicht, da sind wir alle gleich. Irgendwie steht es vor unserer Tür. Wie soll ich was erklären, das ich selbst nicht verstehe.

Ich kann unser Hygienekonzept erklären, wir können praktisch üben und alle Regeln einhalten. Ich kann nicht erklären, wann es vorbei ist.

Ich vermeide private Kontakte, nicht weil ich mich nicht anstecken will, sondern weil ich nicht diejenige sein will, die den Virus in die Einrichtung trägt. Da leben in Wohngemeinschaften sogenannte “Risikopatienten”.

Der Durchschnittsbürger ist genervt, klatschen oder Balkonkonzerte, da hat keiner mehr Bock drauf.

Das hat mir im Frühjahr schon nicht gefallen. Unsere Pflegeberufe aufzuwerten, auch da höre ich nicht mehr viel von Herrn Gesundheitsminister. Der “Horst” hat sich nicht entblödet, zu sagen, als er die Gehaltserhöhung für Intensivpflege bekannt gab, das macht die Staatskasse leer. Eine tolle Wertschätzung.

Ich kann den Menschen, die mir Anvertraut sind, auch die “Querdenker und Konsorten ” nicht erklären. Jeder darf demonstrieren, ja, jeder darf seine eigene Meinung haben, auch Verschwörungsphantasien haben.

Einen Anspruch darauf, dass nur ihre alleinige Meinung die einzige Wahrheit ist, haben sie nicht. Und anspucken, beschimpfen und beleidigen ist schlicht einfach unanständig und doof.

Wenn wir sowas in den Nachrichten sehen, gibt es viel Empörung. Bewohner der Einrichtung haben halt Anstand und respektieren den anderen. Da kann ich jeden Tag davon lernen. Eigentlich ganz einfach, begegne deinem Gegenüber mit Anstand und Respekt.

Was tun?

Da kommt mir eine Beileidskarte in den Sinn.

In schweren Tagen besteht unser Trost oft nur darin, liebevoll zu schweigen.

Mit diesem Spruch werde ich meine neue Woche beginnen. Gesund bleiben, tapfer sein und aushalten und durchhalten.

Gute Woche für alle.

© MadonnaKlara 2020-11-15