Der Schwarze See

Story

Ansporn fĂŒr diese Geschichte ist ein Foto, das Arnold beim ersten gelockdownten Besuch Anfang 2021 am MillstĂ€tter See machte. Wir fuhren am frĂŒhen Abend von Spittal nach Döbriach zurĂŒck. Diese Strecke liebe ich von Mal zu Mal mehr. Zu jeder Jahreszeit. Jede hat etwas fĂŒr sich.

Im FrĂŒhjahr wird alles zart grĂŒn und spiegelt sich im See. Im Sommer sind – nicht mehr unzĂ€hlige, wie frĂŒher, aber doch – Segelboote, Ruderboote, Kanus, Kajaks, Stand-up Bretter, Luftmatratzen, Schwimmreifen etc. und ja, auch Menschen, am und im See. Eine Augenweide.

Im Herbst fĂ€rbt sich das Blattwerk an den hohen gegen Hangrutschungsgefahr gebauten Steinmauern bei Millstatt blutrot, schaut einfach spektakulĂ€r schön aus, sodass ich sogar dem Beton gegenĂŒber milde gestimmt werde. Schneebedeckt die Berge rundherum, manchmal noch im Juni. Und im Winter erst! Diese GegensĂ€tze von Berg & Wasser.

Schwarzer See wird er auch genannt. Das erfuhr ich erst vor kurzem. Da kam ein wunderschöner Bildband heraus, fĂŒr den u. a. der Kabarettist Werner Schneyder einen Beitrag schrieb. Er hat ja ein Haus am anderen Ufer, auf da SchĂ„ttseitn, und hat viele Jahre dort gewohnt. Nicht lange vor seinem Tod habe ich ihn einmal auf einer Vernissage im neu eröffneten “Lindenhof” in Millstatt etwas gefragt. Auch dass ich mich bei der Frage auf meine Zehenspitzen gestellt habe, hat mich ihm nicht viel nĂ€her gebracht. Der Kerl war unglaublich hoch!

Die Frage, die ich ihm gestellt habe, kann ich hier nicht wiederholen, denn ich musste ihm versprechen, dass ich ihn nicht zitiere. Es ging um politische EinflĂŒsse, nicht gerade schmeichelhaft fĂŒr die von mir angesprochenen Personen. Aber spannend. Sicher auch fĂŒr meine Leser, Innen & Außen. Aber ich schweige wie ein Grab. Dazu war mir der Schneyder zu wichtig. Und er hat in seinem Beitrag eben berichtet, dass der See auch Schwarzer See genannt wird. Manchmal ist er unheimlich und fotogen abweisend.

Es stimmt, dass unser See nie so ein schönes TĂŒrkis erreicht wie der Wörther See. Meine Mutti sagte immer ganz abfĂ€llig: Da Weertasee is nix Psundas
 DĂ„ is unsara vĂŒl scheena. Dem hab ich nie so ganz zugestimmt. Ich finde TĂŒrkis – als Farbe fĂŒr einen See – schon sehr passend. Ich bin mehr fĂŒr “sowohl als auch”. Finde mich daher oft zwischen zwei, manchmal auch zwischen allen, StĂŒhlen. Die „Karntn is lei ans“-MentalitĂ€t, wenn sie meint, dass es nirgendwo auf der Welt schöner und besser ist als bei uns, ist nicht meine. Da hab ich einfach woanders auch schon zu viel Schönheit gesehen.

Noch etwas Interessantes steht in dem Buch. Dass es nĂ€mlich eine Zeit gab, in der die tote Hose am Wörther See gastierte und alle nach Seeboden ins Casino zum Rossmann fahren mussten, weil dort der BĂ€r am Steppen war. Daran kann ich mich auch noch dunkel erinnern, das war in den 1960ern, bevor Karl Spiehs, Gunter Sachs und Roy Black „Ganz in Weiß“ nach Velden kamen.

Jetzt ist es bei uns ruhig und am Wörther See geht die Post ab, bei der Fetten Blanche. Na, bei der FĂȘte Blanche natĂŒrlich.

© 2021-03-04

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