Müde, schwach und sehr verschnupft liege ich auf meiner Couch. Seit Ewigkeiten hat es mich wieder mal erwischt und ich bin krank. Nein – kein Männerschnupfen und auch kein Corona! Nur ein ganz normaler, in Zeiten wie diesen schon fast langweilig klingender, grippaler Infekt. Der Hals schmerzt, die Nase läuft, alles ist anstrengend und ich bleibe liegen.
Die ersten Tage hat sich auch mein Schweinehund der Ruhe hingegeben. Endlich eine Pause von der ständigen Lauferei, all der Bewegung in der frischen Luft! Ausschlafen, unter die Decke kuscheln und viel Tee trinken – das mag er.
Nach ein paar Tagen, unzähligen Litern an Tee, mehr als einer verbrauchten 100ter-Packung Taschentücher und gefühlt 20 gelesenen Büchern (ich hab nachgezählt, es waren nur 8), wird nicht nur mir langweilig, sondern auch meinem Schweinehund. Er will raus, lechzt nach Bewegung. Gewohntes fehlt einfach irgendwann – auch wenn man ein Schweinehund ist! Ich will ja im Kopf auch schon raus, das Herz schreit nur noch “Ich will laufen!” und mein Rücken ist vom Herumliegen schon ganz verspannt. Aber mein Körper ist noch nicht bereit. Die Füße sind schlapp, ich bekomme wegen der verstopften Nase keine Luft und der Hals, der brennt bei jedem Schluck. Also müssen wir uns noch ein Weilchen gedulden, auch wenn das Frustlevel in mir und der Schokoladenkonsum steigen! Die Sonne lacht vom Himmel, fast wie wenn sie uns auslachen würde.
Endlich, nach fast zwei Wochen, fühle ich mich wieder fit. Der Schweinehund wedelt freudig mit dem Schwanz, als ich mich zum Kleiderschrank begebe und in die Laufklamotten schlüpfe. Rein in die Laufschuhe, Musik ins Ohr und Pulsuhr gestartet – los geht es!
Voller Genuss laufen wir dahin. Zwar gemütlich, aber schon viel besser, als gar nicht zu laufen! Der Schweinehund schlägt Purzelbäume vor lauter Glücksgefühl und ich würde es ihm am liebsten gleichtun. Diese Freiheit, die frische Luft, die gleichmäßige, fast schon meditative Bewegung… Ich verliere mich im Lauf und auch der Schweinehund bremst mich nicht. Wir laufen fast zwei Kilometer weiter, als geplant war.
© Marietta J. Atzmüller 2021-04-13