Der Segen der Dankbarkeit

Elisabetta_Ardore

von Elisabetta_Ardore

Story

Ich führe ein gutes Leben, ein sehr gutes, um genau zu sein. Denn bei all den Themen, die auch mich manchmal an den Rande der emotionalen Verzweiflung bringen, gibt es ganz viele Bereiche, die mich mit dem tiefen Gefühl der Vollkommenheit erfüllen. Und deshalb habe ich heute beschlossen, an die Kraft der Dankbarkeit anzuschließen und mir alles vors geistige Auge zu führen, was schon alles in der Vergangenheit gelungen ist und jetzt in meine Gegenwart strahlt.

Bei einem meiner zahlreichen Erfahrungen der Persönlichkeitsentwicklung besuchte ich ein Seminar, das wahrlich – auch aufgrund der so intelligenten wie bodenständigen Trainerin, großartig war. Es hatte die Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne Beeinträchtigung zu überstehen, zum Thema und ich nahm vor allem eine Übung mit, die ich tatsächlich immer wieder umsetze: Notiere jeden Tag drei Dinge, für die du dankbar bist. Gut, ich mache es nicht täglich und ich habe auch kein Dankbarkeitstagebuch angelegt, aber ich halte es in meinem Kopf fest und schließe es in mein Herz ein. Ich finde, das zählt auch.

Die größte Veränderung und somit auch jener Umstand, der mich staunend über die Wandelbarkeit scheinbar festgefahrener Situationen mit Zuversicht beschenkt, ist die Beziehung zu meiner Mutter. Ich bin ein mittleres von drei Kindern – ein sogenanntes Sandwichkind und habe meiner Lebensspenderin von Beginn an viel abverlangt. Heute bin ich überzeugt davon, sie hat stets ihr Bestes und alles, was ihr möglich war, gegeben. Dennoch hätte ich noch mehr gebraucht. Mehr Liebe, mehr Zuwendung, mehr Aufmerksamkeit. Dieser Umstand hat mich zeitlebens begleitet und mich mit dem Gefühl erfüllt, zu kurz gekommen zu sein. Dass sich das auf jedes noch so beiläufige Konstrukt meines Daseins ausgewirkt hat, ist selbstredend. Ich zog Männer an, die dieselbe Seelen-Wunde in sich trugen, und verstrickte mich mit ihnen in zum Teil sehr dunkle Ebenen aus Manipulation, Abwertung und perfiden Machtspielen. Ich erarbeitete mir Positionen in Unternehmen, die sich meine grandiosen Fähigkeiten zunutze machten, um mich dann aufs Abstellgleis zu schieben. Ich verlor Geld, Freude und Selbstachtung durch Entscheidungen, die ich aus der festsitzenden Manifestation des Mangels heraus getroffen habe. Doch heute blicke ich aus einer anderen Perspektive auf die Welt, meine Mutter und mich selbst. Ich bin dabei, diese Disharmonie zu transformieren und auch wenn der Weg steinig, oftmals ernüchternd und mitunter tränenreich ist, er ist der einzig wahre.

Heute ist meine Mutter meine Heldin, eine meiner engsten Vertrauten und die großartigste Frau überhaupt. Ich konnte sie in ihrer eigenen Not erkennen, die wundervollen Seiten an ihr schätzen lernen und sie letztlich mit den Augen der Liebe sehen. Das hat uns einander so nahe gebracht, dass ich manchmal vor Glück fast zerspringen, tanzen und es laut ins Universum hinausposaunen möchte: Mama, ich liebe dich!

© Elisabetta_Ardore 2020-10-03

Hashtags