von Sandra Koch
Jack Moore wollte schon seit frĂŒhester Kindheit zum MilitĂ€r und dort Pilot werden. Dieser Gedanke lieĂ ihn nie los. Als er alt genug war, machte er seinen Traum wahr und wurde sogar Berufssoldat. In dem Beruf ging Jack voll auf und vor allem sein Vater war sehr stolz auf ihn.
Irgendwann lernte er Tanya kennen, mit der er sehr schnell zusammenzog. Ihr fiel auf, dass Jack schlecht schlief und sprach ihn des Ăfteren darauf an, doch er wollte nicht darĂŒber reden, da er selber nicht genau wusste, was diese TrĂ€ume zu bedeuten hatten. Doch in der einen Nacht war es so schlimm, dass Tanya ihn sogar wecken musste, weil sie es nicht mehr aushielt. „Was ist mit dir?“, wollte sie wissen. „Es war nur ein Traum, mach dir keine Sorgen und schlaf bitte weiter“., antwortete er. Doch sie schĂŒttelte mit dem Kopf. „Nein Jack. Es kommt immer hĂ€ufiger vor. Bitte rede mit mir“., bat sie ihn. Er wischte seine verschwitzte Stirn ab und sah Tanya an. „Ich trĂ€ume immer und wieder von Pearl Harbor, aus der Sicht eines Piloten, der von einem anderen Flugzeug abgeschossen wird, mit seiner Maschine ins Meer stĂŒrzt und stirbt. Es fĂŒhlt sich jedes Mal so real an, als sei ich der Pilot, der da abstĂŒrzt“., erzĂ€hlte er und vergrub sein Gesicht in den HĂ€nden. Tanya nahm ihn in den Arm. „Vielleicht brauchst du eine Auszeit von der Fliegerei“., meinte sie. Doch das kam fĂŒr Jack ĂŒberhaupt nicht infrage. „Nein. Das wĂ€re absurd, immerhin befinden wir uns nicht im Krieg und ich mich in der Luft auch nicht in Gefahr. Das wird sicher bald wieder besser“., meinte er. Damit war das Thema beendet, doch seine TrĂ€ume wurden nicht besser. Im Gegenteil: Es wurde immer intensiver, sodass er auch im Schlaf begann zu schreien.
Tanya, die in der Zwischenzeit eine Tochter zur Welt gebracht hat, hielt es kaum noch aus. Wenn es nicht das Baby war, dass sie wach hielt, war es ihr Mann.
Als Jack Urlaub hatte, fuhren sie zu seinen Eltern, in der Hoffnung das es ihm dort vielleicht besser ging. Doch es wurde alles nur noch komischer. Eines Nachts stand Jack auf, nachdem er wieder den Traum hatte und ging auf den Dachboden. Dort standen Kisten mit Kinderfotos von ihm und der ganzen Familie. Doch in der Ecke stand eine kleine Kiste, die er zuvor noch nie gesehen hatte. Neugierig öffnete er sie. Auf der Vorderseite stand sein Name. Es war seine Schrift, doch konnte er sich ĂŒberhaupt nicht daran erinnern. Als er in der Kiste kramte, fand er Abzeichen vom MilitĂ€r und einige Bilder. Ein Bild erlangte plötzlich seine ganze Aufmerksamkeit. Es handelte sich um eine Fotografie, die im Zweiten Weltkrieg entstand, was aber nicht sein konnte, da es ganz klar sein Gesicht war, dass dort drauf war. Als Jack das Bild umdrehte, traf ihn der Schlag. Dort stand: Jack Moore. Vermisst seit dem 07.12.1941. Pearl Harbor. „Das gibt es doch nicht.“, sagte er zu sich selbst und ging zurĂŒck zu seiner Frau ins Bett.
Als Jacks Familie am nĂ€chsten Morgen aufstand, war er verschwunden. Nur sein Bild, dass er in der Nacht gefunden hatte, war noch da. „Er hat herausgefunden, wer er war und kann jetzt ruhen“., sagte Tanya zu ihren Schwiegereltern und sah dabei lĂ€chelnd in den Himmel.
© Sandra Koch 2024-10-16