von Mavislife
Sie liegt auf dem Sofa und blickt ängstlich und erschöpft aus dem Fenster. Sie starrt hinaus in eine Welt, die von einem Tag auf den anderen unerreichbar für sie geworden ist. Ihre Gedanken kreisen nur um dich. Du hast ihr die Freiheit genommen. Du hast ihr alles genommen. Die Hoffnung, die Freude, die Sonne im Herzen. Seit du dich damals in ihr Leben gedrängt hast, ist ihre Welt düster. Sie hat Angst vor dir, denn du bist unberechenbar und eiskalt. Sie weiß nicht, wann und wo du wieder zuschlägst. Du schleichst dich an, kommst aus dem Hinterhalt, ohne Vorwarnung. Du hast sie stets im Visier. Dieser Psychoterror macht sie immer schwächer. Zu geschunden ist ihr Körper bereits von den Verletzungen, die du ihr zugefügt hast. Also zieht sie sich aus dem Leben zurück. Die Angst, sie könne dich provozieren, ist viel zu groß. Wenn sie sich vor dir versteckt, kannst du sie nicht finden, denkt sie sich. Aber du bist immer auf der Lauer.
Du bist ihr erster Gedanke am Morgen und auch ihr letzter, bevor sie abends schlafen geht. Selbst in ihren Träumen verfolgst du sie, dabei würde sie die Ruhe so dringend brauchen. Und ich sehe dabei zu und bin wie gelähmt. Ich kann nichts gegen dich tun. Du scheinst unbesiegbar. Auch mir jagst du mittlerweile Angst ein. Aber wie halte ich dich auf? Nichts an dir ist gut. Du lässt nicht mit dir verhandeln. Du hast dieses eine Ziel und das verfolgst du. Du rastest niemals und du scheinst unaufhaltsam.
Der letzte Befund liegt noch auf dem Couchtisch, er verspricht nichts Gutes… Seit knapp fünf Jahren kämpfen wir gegen dich an. Wir sind geschwächt, aber wir sind auch stärker geworden. Wir sind stets wachsam, immer auf der Hut und schmieden Pläne, wie wir dich besiegen können. Du durchschaust unseren Plan und änderst deine Strategie. Ein Rückschlag für uns. Du scheinst unbesiegbar. Du bist einfach stärker als wir.
Wir liegen erschöpft auf dem Boden. Wie lange dauert dieser Kampf noch an? Selbst ich, die stets voller Hoffnung ist, ertappe mich dabei, wie ich mich beinahe dem Schicksal ergebe. Aber dann habe ich eine Idee und auch ich ändere nun meine Taktik. Ich mache dich sichtbar. Ich personifiziere dich. Jetzt, wo du eine Gestalt angenommen hast, kann auch ich dich beobachten. Und das macht dich angreifbar. Du bist nun da, wo ich dich sehen kann. Ich nehme dich ins Visier und lasse meinen Blick nicht von dir ab. Ich kann nichts Gutes an dir erkennen. Du streust mittlerweile im ganzen Körper, sagen die Ärzte. Deine Kaltblütigkeit macht mich nur stärker.
Ich blicke nun auf 5 harte, lange Winter zurück und auch auf 5 solcher Sommer. Ich hätte mir die Zeit lieber anders vertrieben als mit dir, denn du bist kein angenehmer Zeitgenosse. Aber die Geschichte ist noch nicht geschrieben. Das Schicksal ist noch nicht besiegelt. Und gewinnen kannst du so oder so nicht, denn du wirst ihr Leben niemals überdauern. Bringst du sie um, stirbst auch du. Und das ist meine Genugtuung!
© Mavislife 2020-05-30