Der Start!

roland eberl

von roland eberl

Story

Die Kollektion in 8 Koffer verpackt ging die Reise los, zuerst einmal nach Österreich dann in die Schweiz. In der ersten Saison bin ich 36.000 Kilometer gefahren und habe in Vorarlberg bescheidene 11.000 DM Umsatz gemacht.

Bei der Analyse aus den hunderten Gesprächen, die ich geführt habe, ergaben sich zwei Punkte: ERSTENS diese Deutsche Mode braucht in Österreich niemand, ZWEITENS und schon gar nicht in Wollmischung.

Die Chefdesignerin der Firma hat mich mit den Worten empfangen, wie ich mir denn das so vorstelle, Vertreter sind in unserem Unternehmen die Aushängeschilder. Und jetzt komme ich als kleiner Stricker daher und will mich hier Einbringen. Da war meine Analyse mit den Anforderungen ganz schnell in der Ecke, der Mann hat nichts verkauft und will uns nun erklären, wie es geht. Dass ich nicht der große Freund unserer Chefdesignerin würde, war damit klar.

Trotzdem hat mein Hinweis wir müssen der Naturfaser Spezialist werden Wirkungen gezeigt. Es wurde nämlich dann auf reine Schurwolle umgestellt.

Ich hatte auf der ersten Reise 170 Adressen gesammelt, an diese Firmen gingen Einladungen raus mit der Bitte die Kollektion anzuschauen. Da kamen nur DREI Karten zurück, von der Firma Gerngroß in Wien Mariahilferstraße, von der Firma Feldbausch in Zürich Bahnhofstraße und von der Firma Spengler in Basel. Da ging zum ersten Mal ein kleines Raunen durch die Firma drei Termine zum Saisonstart von doch bekannten Firmen.

Ich also ab mit meinen 8 Koffern zur Firma Gerngroß nach Wien Mariahilferstrasse. Der Parkplatz circa 50 Meter von der Firma entfernt, die 8 Koffer in einen Aufzug, bei dem ein Schilling eingeworfen werden musste, und selber nicht mitfahren durfte. Ich habe die 8 Koffer nach einem selbstentwickelten, ordentlichen System präsentiert.

Der Einkäufer ließ mich 20 Minuten warten. Seine Assistentin brachte das alles komplett durcheinander, das Ganze endete mit den Worten: Danke schön aber es ist doch anders als wir uns das vorgestellt haben! Einpacken ab nach Zürich. Da habe ich dann umgestellt auf Kleiderbügel und Rollständer. Nun stand ich in der Eingangshalle von dem Modetempel Feldbausch und meldete mich an: Ich habe einen Termin bei ihrem Damenbekleidungseinkäufer! Nach zehn Minuten kam dann die Botschaft, Sorry es tut uns leid aber unser Einkäufer musste kurzfristig nach Fernost.

Ich hatte noch einen Termin in Basel, dort stellte sich heraus, dass die Firma Spengler ein Versandhaus ist, die wir auf gar keinen Fall bedienen würden.

Es folgten sehr viele weiterführende Zukunftsgespräche, einsame Abende und Nächte in irgendwelchen Hotels. Die Ahnung, dass diese Einführung in den Markt eine langwierige werde würde, hatte ich schon vorher. Die Praxis drückte aber PHASENWEISE doch ordentlich auf das Gemüt. Aber nicht VERZAGEN, es kommt ein neuer Tag mit einer neuen CHANCE.

© roland eberl 2020-11-10