Der Stephansdom auf den Mannerschnitten

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Die meisten Menschen kennen nur das seltsame Erscheinungsbild des Stephansdomes mit einem hohen und einem unvollendeten Turm von den berühmten Manner-Schnitten. Die alt-eingesessene Wiener Süßwarenfabrik Manner erzeugte seit 1890 dieSchnitten, bestehend aus fünf Lagen zarter Waffel, gefüllt mit vier Schichten Haselnusscreme. Auf den Packungen ist das Bild des Stephansdomes auf rosa Grund. Diese Köstlichkeit hat das Bild des Domes in aller Welt berühmt gemacht.

Wenn wir uns aber den Geheimnissen der Kathedrale widmen wollen, müssen wir bereits im nahen Umfeld beginnen.

Auf dem Stephansplatz ist eine U-Bahn-Station. Bei deren Bau wurde die Virgilkapelle, eine unterirdische Gruft, neben dem Stephansdom gefunden. In der Zwischenebene der U-Bahn kann man durch eine große Scheibe in diese Krypta mit sechs Nischen hinunter schauen. Sie liegt heute etwa zwölf m unter dem Niveau des Stephansplatzes. Die Geschichte der Kapelle geht auf das frühe 13.Jh. zurück.Im Mittelalter war der Stephansdom von einem großen Friedhofmit einer Totenkapelle umgeben.Die Virgilkapelle lag genau unter dieser Kapelle. Später wurde sie zugeschüttet und geriet in Vergessenheit. Im Jahr 1972 wurde im Zuge der Arbeiten an der U-Bahn die Kapelle wiederentdeckt. Nachder Freilegung sah man an den Wänden Radkreuze und den Teil eines geheimnisvollen Gesichtes. Nachdem man in diese Gruft nur mithilfe von Strickleitern gelangen konnte, nimmt man an, dass es sich eventuell um ein Versteck der Tempelritter handeln könnte, zumal in der Nähe Templer ermordet wurden.

Am Stephansplatz wurde mit farbigen Steinen der Grundriss der Virgilkapelle nachgebildet.

Nun aber zur prachtvollen Fassade des hoch-gotischen Doms. Der Stephansdom ist seit 1365 Domkirche und seit 1469 Kathedrale. Der, von den Wienern kurz „Steffl“ genannte römisch-katholische Dom, gilt als Wahrzeichen Wiens und wird mitunter auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Das Bauwerk ist 109m lang und 72m breit. Es ist eines der wichtigsten gotischen Bauwerke in Österreich. Teile des spätromanischen Vorgängerbaues von 1230 sind noch erhalten und bilden die Westfassade, flankiert von den beiden “Heidentürmen”. Insgesamt besitzt der Stephansdom vier Türme: Mit 136,4m ist der Südturm der höchste, der Nordturm wurde nicht fertiggestellt und ist nur 68m hoch. Der Südturm ist ein architektonisches Meisterwerk der damaligen Zeit: trotz seiner bemerkenswerten Höhe ist das Fundament weniger als vier Meter tief. Im Südturm befinden sich insgesamt 13Glocken, wovon elf das Hauptgeläut des Stephansdoms bilden. Die Pummerin, die drittgrößte frei schwingend geläutete Kirchenglocke Europas, befindet sich seit 1957 im Nordturm unter einer Turmhaube aus der Renaissance. Während der Türkenbelagerung 1683 wurde der Dom durch türkische Kanonenkugeln beschädigt. Aus den Kanonen der Belagerer wurde danach die große Glocke gegossen.

© Ulrike Sammer 2022-05-24

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