Der Steuerausgleich no. 5

Jetzt war alles, was zählte, an eine schöne, fette Packung Ritalin zu gelangen – am besten nicht retadiert, damit sie ordentlich einfuhr und ihr den nötigen Aufschwung nach der jahrelang antrainierten Faulheit verlieh.

Dann könnte sie ihren Steuerausgleich am besten sofort auf dem Heimweg von der Apotheke erledigen.

Das Geld würde ihr einen Neustart ermöglichen, und der Hamster könnte seine Mehlwürmer behalten.

Nach zweimaligem Läuten meldete sich Dr. Weißenberger höchstpersönlich zu Wort, und da es sich bei ihm um einen Chefarzt aus dem siebten Bezirk handelte, der pro 30-minütiger Sitzung 140 Euro verlangte, bot er ihr sofort einen Termin für den nächsten Tag an.

Sein Honorar würde sie schließlich problemlos begleichen können, sobald der Steuerausgleich auf ihrem Konto eingelangt war.

Es handelte sich also um eine Investition – und wenn man den ermahnenden Monologen ihrer Mutter Glauben schenkte, waren es bloß noch diese, auf die sich der brave Steuerzahler verlassen konnte.

Sie machte also alles richtig. 

Jetzt musste sie sich bloß noch eine glaubwürdige Pathologie zusammenstellen, ohne dabei in plumpe Verzweiflung abzurutschen, dann wären die nächsten Monate ein Kinderspiel.