von G.F. Stöger
Störche sind majestätische Tiere. Ihr Anblick fasziniert und erfreut!
Sehe ich einen Storch kommen in mir Kindheitserinnerungen hoch. An Urlaube im Burgenland mit meiner Familie. In einem Feriendorf mit See in der Mitte. Abends wurden unterarmlange Karpfen gefüttert und hin und wieder schlängelte eine Ringelnatter seelenruhig an mir vorbei. Bei diversen Radausfahrten nach Rust oder Apetlon war eines der ersten Dinge, die ich tat, Ausschau nach den Storchennestern zu halten. Auf gefühlt jedem 3. Schornstein warden sie erblickt. Hoch oben, in ihrem kunstvoll gebauten Nest, ein bis drei Geschöpfe, die interessiert uns Menschen beobachteten, sich gegenseitig liebkosten oder Fellpflege betrieben.
Jedes Jahr wiederholte sich das faszinierende Schauspiel. Ich liebte die Störche. Wunderschön in weiß-schwarz gefiedert könnte man meinen, ein Kuschelpolster ist nichts gegen diesen Flaum.
Seit beinahe 18 Jahren wohne ich nun im Rheintal. Auch hier gibt es mittlerweile eine sehr große Anzahl an Störchen. Jährlich werden es mehr und sogar in Bludenz siedelte sich heuer ein Pärchen an. Sie finden im Ried optimale Bedingungen vor. Strommasten oder vorbereitete Holzpfähle, auf denen ihre Nester den benötigten Platz und Schutz finden. Vor allem nach der Mahd der Weiden und Wiesen staksen oft bis zu 15 langbeinige Vögel durch das ihnen bereitete Buffet an Insekten, Würmern und anderem Getier.
Im Spätsommer folgt ein Spektakel: Die Jungstörche (erkennbar am dunklen Schnabel) treffen sich, um den Abflug vorzubereiten. Tagelang sieht man sie auf den Feldern. Bis zu 30 Tiere (selbst gesehen und gezählt!). Und eines schönen Tages sind sie weg. Auf dem Weg ins Winterquartier gen Süden. Ein paar Wochen später folgen die „Alten“. Dasselbe Spiel nur mit orangem „Mundwerk“.
Seit einigen Jahren ist jedoch ein Phänomen aufgetaucht, das augenscheinlich dem Klimawandel zu „verdanken“ ist. Manche Störche überwintern hier im Ländle. Was für ein Anblick einen Storch durch den Schnee stolzieren zu sehen!
Ich bin jedes Mal auf’s Neue fasziniert von diesen Königen und Königinnen der Lüfte. Und da „unsere“ Störche die im Ried Ruhe suchenden Menschen offenbar gewöhnt sind, kann es passieren, dass man auf einem Feldweg spaziert neben dem ein Graben verläuft. Auf der anderen Seite die seelenruhigen Tiere. Keine 5 Meter entfernt! So ein Storch ist echt VERDAMMT groß aus der Nähe betrachtet. Wenn er sich aufrichtet, erreicht er mitsamt Schnabel meine volle Größe!
Gestern am Morgen radelte ich mit Sohnemann durchs Ried Richtung Bregenz. Und was sehen wir neben dem Radweg auf der Weide? Fünf Störche auf Frühstückssuche. Am liebsten wäre ich stehen geblieben, wir mussten aber weiter. Zu meinem Glück passiert mir ein solches Aufeinandertreffen ja öfters und ich harre der nächsten Begegnung mit Meister Adebar…
In Erzählungen bringen Störche die Kinder. Mir schenken sie Nostalgie, Erinnerungen, Faszination und ein Lächeln im Gesicht.
© G.F. Stöger 2020-08-21