Der Tag als ich mein Selbstvertrauen verlor

Es war ein später Nachmittag im Sommer. Wenn ich daran denke, spüre ich die Hitze förmlich noch. Mein Freund und ich spielten auf dem Bürgersteig. Ich war noch ein kleiner Junge, dick. Mein Selbstbild aber störte es nicht und ich empfand es auch nicht so, darum spielte ich auch ohne T-Shirt. Dann kam diese Frau auf dem Fahrrad. Sie war erbost, vermutlich, weil wir nicht gleich zur Seite gegangen sind. Sie blieb stehen, Ihr rechter Fuß blieb auf der Pedalle und Ihr linker berührte den Boden. Sie schaute mich an und fragte mich wie ich aussehe und ich solle ein T-Shirt tragen, weil ich so dick bin. Dann fuhr sie weiter.

Jetzt könnte man die Schulter zucken und die Situation vergessen. Ich weiß nicht warum, aber seit diesem Tag an war ich nicht mehr derselbe. Ich kannte sowas nicht. Mein Selbstvertrauen schrumpfte. Ich ging nachhause, direkt zum Kleiderschrank, nahm ein T-Shirt und stand in meinem Zimmer, ein kleiner Junge, der eben auf Erwachsene hört. Butterfly effect?

Die Jahre vergingen, ich wurde ein Mann. Rückblickend habe ich sehr viele Chancen verpasst, besonders die, wo man hätte „Nein“ sagen können. Ich nahm vieles hin, obwohl es in meinem Kopf aufschreit, ich blieb stumm, ruhig, zurückhaltend. Mein Steckbrief: Ein Mann der anpackt, kräftig, lustig, höflich , schüchtern/ introvertiert.

Heute bin ich 33Jahre alt und

Neulich sprach eine Kollegin mit mir, wie sehr ich mich verändert habe. Sie hat mich ein paar Jahre nicht gesehen. Was ist passiert? Meine Frau, mein Job, halfen mir aus diesem inneren Loch. Da stehe ich nun, meine Schultern noch etwas staubig, aber voller Tatendrang und bereit aufzuräumen.