Der Tag an dem mein Herz still stand

Es war mein 49er Geburtstag. Komische Dinge passieren an meinen Geburtstagen, die einen Neuner enthalten. An meinem 39. hat mir mein Ex gesagt, dass er einen andere hat. An meinem 29., 2 Stunden vor meiner Party, hatte ich eine heftige allergische Reaktion auf eine Lutschtablette. Aber darum geht es hier eigentlich nicht. Und die Ereignisse des Tages sind ja nicht mir passiert, sondern meinem Mann.

Dazu muss ich jetzt einige Zeit zurück gehen. Da mein Mann, Mr S, ein Flachländer ist, hielt er nie viel von Bergen, geschweigen denn vom Hinaufhatschen. Und dementsprechend hat er auch auf Wanderungen immer fest geraunzt. Es täten ihm die Beine weh und er wäre zu müde, usw. Diese Ausreden habe ich als Kind auch immer verwendet.

Nur kam es, dass wir in Bad Ischl auf Urlaub waren und auf den Hausberg mit der Bahn hinaufgefahren sind. Oben haben wir nur eine Runde gedreht haben. Nach der Erfrischung auf der Hütte, beschloss Mr S, es sei noch nicht ausgelastet genug und wollte zu Fuß hinunter. Mir war‘s recht. Also gingen wir. Nach ca. der Hälfte sagte er,er hätte auf einmal kein Gefühl mehr in den Füßen und die Beine zitterten. Ich dachte: zu viel Bier auf der Hütte?….. Mit viel Mühe haben wir es bis zum Bus bei der Talstation geschafft. Als der kam, hatte er sich aber wieder erholt. Am nächsten Tag war ich im Bad und er im Bett, weil es eh zu heiß für was anderes war. Ab da wurden die Symptome aber schlimmer und wir liefen von einem Arzt zum anderen. Von nur eingebildet bis MS waren alle Diagnosen dabei. Bis er dann am Tag einer Untersuchung nicht mehr aufstehen konnte, weil die Beine temporär gelähmt waren. So schnell konnten wir gar nicht schauen, und er war umzingelt von Neurologen. Einer davon erkannte die Symptome und hat dementsprechende Untersuchungen angeordnet. Es stellte sich heraus, dass in seinem Kopf zwei Blutgefäße zusammengewachsen waren, die aber unterschiedliche Fliesrichtungen hatten. Dh bei jeder Anstrengung bildete sich dort ein Stau und eine immer größer werdende Blase. Die drückte dann auf das Rückenmark. Und deren Rückbildung dauerte immer länger. Bis zum Operationstermin war dann Bettruhe angeordnet, weil das Ding ja auch platzen konnte.

Dann kam mein Geburtstag. Um 8Uhr früh fuhren wir ins Spital. Um 9 wurde er in den OP gebracht und ich heimgeschickt. Ich kann mich nicht erinnern, was ich an dem Tag genau gemacht habe. Ich spürte mich nicht. Hab mich nur gewundert, dass ich so ruhig war. Dann hat das Telefon geläutet. Ich könnte jetzt kommen. Es war 13Uhr. Also schnell ins Spital. Die Wartezeit, bis er dann wirklich aus dem Aufwachraum kam, dauerte ewig. Jetzt war ich sehr aufgeregt. Scheinbar gab es während der Op Komplikationen und alles dauerte deswegen länger. Als ich dann endlich ins Zimmer durfte, lag er da mit einem seligen Lächeln auf dem Gesicht (im Tropfer war Morphium). Er glich mehr einem Borg (Star Trek) als meinem Mann, soviel Kabeln und Schläuche kamen aus seinem Kopf. Erster Satz: weist du wo mein Laptop ist?