von Denise Götze
Ich war zwölf. Musste mich trotzdem jedes Mal aufs Neue zur Begrüßung auf seinen Schoß setzen. Durfte nicht weg ehe er genug hatte. Er zog mich immer wieder auf seinen Schoß. Die anderen sagten nichts. Sie merkten nicht, dass sie es nicht wollte, oder ignorierten es. Ich wollte nicht mehr dahin, musste aber. Eines Tages war ich dort zu Besuch und musste mit dem Mann meiner Tante warten, bis diese wieder von der Schicht zu Hause wäre. Es war ein Nachmittag und meine Mutter war noch arbeiten. Ich war mit ihm allein. Es war komisch. Ich hatte keine Angst vor ihm, aber kein gutes Gefühl. Wir saßen eine Weile in der Stube und sahen fern. Was wir sahen, daran erinnere ich mich nicht mehr. Er bat mich zu sich auf die Couch. Ich folgte. Immerhin war er ja erwachsen, was hätte ich schon tun sollen. Er stand auf und machte die Tür zur Küche zu, der Aufbau der Wohnung war so, dass man von der Stube nur in die Küche kam und von der Küche aus in einen langen dunklen Flur. Von dem Flur gingen alle Türen zu verschiedenen Räumen ab. Zum Beispiel zu einem Durchgangszimmer, durch das man gehen musste, um das Bad zu erreichen. Er schloss die Tür und kam zurück in die Stube. Er setzte sich neben mich und bat mich ihn zu streicheln. Zuerst nur der Kopf und die Brust später nahm er meine Hand und legte sie auf seinen Bauch. Ich hab meine Hand immer wieder weggezogen, er hat sie immer wieder gepackt. Ich konnte auch nicht weg, wohin hätte ich schon gesollt. Er ging weiter, immer weiter. Bis er schließlich meine Hand nahm und in seine Hose steckte. Ich solle weiter machen. Ich sollte es schön finden, hat er gemeint. Er hat mich nicht weggehen lassen. Ich hab getan was er von ihr verlangte. Als die Tür der Küche nach einer ganzen Weile aufging, war es eine Erleichterung. Meine Tante war von Arbeit zurück. Ich machte mich sofort von dem Mann los und begrüßte sie. Der Mann richtete seine Kleidung und blieb auf der Couch liegen. Es bemerkte niemand. Der Mann versuchte es wieder, ich hatte jedoch Glück und entkam ab da an immer. Ich erzählte es meiner Tante und allen anderen. Weil meine Mutter wissen wollte, warum ich nicht mehr zu meiner Tante mit wollte. Meine Tante beschuldigte mich zu lügen, meine Mutter glaubte mir nicht. Selbst als meine Tante es mir glaubte, meinte sie, dass ihr Mann ja krank wäre und dass man ihm keine Schuld geben könne.
© Denise Götze 2023-07-14