DER TEUFEL WIRD DICH NICHT RUHEN LASSEN teil6

Katarina Stankovic

von Katarina Stankovic

Story



Mutter hatte eine Vorahnung, was ich tun würde. Dies war aus dem Brief zu entnehmen, der am Morgen an ihrer Adresse eintraf. Nichts konnte die Angst löschen, die in ihrer Brust schwelte. Sie wusste, was in meinem Herzen vorging. Ich bin der Teufel. Aber sie glaubte immer noch, dass ein Wunder geschehen würde und ich keinen Doppelmord begehen würde. Denn indem ich sie getötet habe, habe ich mich automatisch selbst getötet. So ist meine Psyche im Moment, nicht immer. Kränklich. Es fiel ihr schwer, dem zuzustimmen, aber eines musste sie entsprechend der Sachlage tun. Die Polizei rufen. Im Bewusstsein, dass sie vor dem Urteil Gottes und nicht nur vor der zerstreuten Seele ihres Kindes vorsichtiger sein musste, wandte sie sich an die Polizei und meldete den Mord. Mit zitternder Hand legte sie den Hörer auf und ging in Richtung des Zimmers, genau dort, wo sich ihr verwirrter Sohn verbarg. Doch zu ihrem Erstaunen war das Zimmer unverschlossen und die Tür weit offen. Irgendwo in der Ferne hörte sie das Heulen eines Krankenwagens und mit Sorge im Herzen dachte sie bei sich, dass sie die Leiche der jungen Anjuska weggebracht haben mussten. Sie setzte sich auf eine alte Holzbank und beobachtete den Kiefernwald vor sich. Natürlich ist er darauf gestoßen. Ihre Augen wurden trocken und es flossen keine Tränen mehr. Und ich schaute aus der Ecke auf diese alten Hände und toten Augen. Und wirklich, als ich mir mit dem Revolver am Kopf kratzte, dachte ich: Wenn ich psychisch krank wäre, wüsste ich es ganz sicher nicht und sah auch keine Anzeichen dafür. Und vielleicht habe ich alle Erwartungen übertroffen, als ich Anjuska getötet habe. Das hätte niemand vorhersagen können. Das Verbrechen, das ich begangen habe, mindert ihre Schuld nicht. Sind also nicht alle Menschen, die in die gleiche Situation wie ich geraten, die gleichen, psychisch krank? Bin ich der Einzige, dem man auf den Finger am Abzug schaut? Es besteht kein Zweifel, dass es sich hierbei um dieselben Menschen handelt, die bei ihren Nachbarn keine Anzeichen von leichter Verrücktheit bemerken, die sie bei sich selbst bemerken. Ich bedeckte den Revolver mit Zeitungspapier und machte mich auf den Weg in die Berge. Dort werde ich entscheiden, was als Nächstes zu tun ist …


© Katarina Stankovic 2024-03-21

Genres
Romane & Erzählungen