Der Tod eines Aristokraten

Robert Strasser

von Robert Strasser

Story

Landesgericht Wien. Frühstücksausgabe, ein Stück Brot und Tee wurde an die Insassen ausgeteilt. Damals war ich Hausarbeiter und hatte mit anderen diese Aufgabe zu erledigen. Auf unseren Stock gab es hauptsächlich vier Mann Zellen. Vier Hafträume waren mit zehn Insassen belegt. Als wir zu einer großen Zelle kamen, sperrte der Beamte die Tür auf, die Inhaftierten gingen einzeln heraus und holten sich ihr Frühstück. Der Justizbeamten bemerkte, dass ein Insasse noch im Bett lag. Der Beamte fragte die anderen: „Wos is mit ehrm?“ Als Antwort bekam er von einen der Männer: „Der bewegt sie net, der wüh net aufsteh.“ Daraufhin ging der Wachebeamte zum Bett und schüttelte den Mann. Er reagierte nicht. Der Beamte griff nach den Puls und fühlte keinen mehr. Sofort wurde Alarm ausgelöst. Alle wurden in ihre Hafträume gesperrt. Die neun Mann aus der Zelle geholt und in einen anderen Bereich untergebracht. Die Untersuchungen begannen. Nach ungefähr zwei Stunden wurde unsere Zelle wieder geöffnet und wir erfuhren, dass der Mann verstorben war. Eine Trage wurde gebracht. Der Mann lag in einem Stockbett im oberen Bett. Er war etwas korpulent und deshalb ganz schön schwer. Die Trage war sehr unhandlich. Sie war nicht stabil. In der Mitte eine Plastikeinlage, die sich durch das Gewicht des Mannes durchbog. Wir gingen zu viert und sollten den Verblichenen in einen Aufbewahrungsraum gleich neben dem Eingang bringen. Leider konnten wir nicht den Aufzug verwenden, da dieser nicht lang genug war. Zwei Stockwerke waren zu bewältigen. Seine linke Hand viel oft von der Trage, er wurde immer schwerer. Im ersten Stock begann das Unglück. Meinen Nebenmann, der an der rechten Seite die Bahre trug, rutschte aus und lies den Griff los. Der Verstorbene fiel von der Trage. Es war uns wirklich sehr peinlich und wir versuchten, so rasch wie möglich den toten Körper wieder in die Plastikeinlage zu legen. Glücklicherweise kamen wir ohne weitere Zwischenfälle in dem Aufbahrungsraum an. Wir hoben den leblosen Körper auf ein Bett und gingen wieder auf unseren Stock.

Es wurden Ermittlungen von der Justiz angestellt. Es stellte sich die Frage, wie der Tod eintrat. Ein Medium schrieb, dass er an Erbrochenen erstickt sei. Das kann ich absolut ausschließen. Es lag bei den Toten kein Erbrochenes. Gewalt von Mithäftlingen kann ich auch ausschließen, es gab keinerlei Kampfspuren, noch waren die Mitinsassen besonders gefährlich. Ich wusste, dass der Mann zwischen 16:00 – 06:00 Uhr in den Haftraum gebracht wurde. Da in dieser Zeit meine Zelle versperrt war und er vorher nicht da war. Er hatte mit Drogen zu tun. Ich gehe davon aus, dass ihm die Verhaftung und die anschließende Prozedur einfach zuviel wurde.

Ich begab mich in meine Zelle und sprach ein leises Gebet, nachdenklich blieb ich zurück.

Diese Story schreibe ich im Gedanken an seine Familie, mit der Hoffnung, etwas zur Aufklärung beitragen zu können.

Liebe Familie Thurn und Taxis, die Zeit für Prinz Stefan war gekommen.

© Robert Strasser 2020-10-17

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